Neue Weltmacht China
Während der Westen mit den Vereinigten Staaten von Amerika als selbsternannter globaler Führungsmacht auf Konfrontation zur Behauptung seiner “Full Spectrum Dominance” setzt, fusst die neue Macht Chinas in der Welt auf seiner jahrtausendealten Kultur der Kooperation.
Neue Systemkonkurrenz – Kapitalismus à la USA vs. Kapitalismus à la China?
Jeder Student der Politologie lernt die wichtigsten Werkzeuge jeder Herrschaftsform seit Jahrtausenden:
Eine gefüllte Schatulle – die Geldbörse des Staates – und eine loyale Armee – das Schwert. Hinzu kommt die kulturelle Hegemonie, welche jedoch durch die beiden wichtigeren Werkzeuge ersetzt werden kann, wie man lehrt.
Die Supermacht USA ersetzte die gefüllte Schatulle durch die weltweite Leitwährung, den US-Dollar, was es ihr ermöglichte, jede denkbare Summe als Kredit aufzunehmen, und verfügte so über unbegrenzte Geldmittel, wie kein Imperium vor ihr.
Um eine Gefährdung dieses Status des Dollar zu verhindern, benutzten die USA das zweite Werkzeug, ihre mit Abstand mächtigste Armee der Welt, die jemals existiert hat. Diese wiederum wurde durch die unermesslichen Kreditmöglichkeiten finanziert.
Auf eine wirkliche kulturelle, moralische und ethische Führungsrolle hatten Generationen von lügenden und kriegführenden Präsidenten stillschweigend verzichtet, im Glauben, allein mit den beiden wichtigsten Werkzeugen ausreichende Macht projizieren zu können, um die Welt zu beherrschen. Aber das war ein entscheidender Fehler.
Gleichzeitig wurde immer deutlicher, dass jene Politiker, welche diese Politik der die Wirtschaft beherrschenden Kräfte des Westens umsetzten, sich immer öfter als sogenannte “Würstchenwender” erwiesen. Das sind solche Politiker, die sich gern überall sehen lassen, keine wirklich kontroverse eigene Meinung – sondern nur die des Mainstreams – vertreten und sich bemühen, bei internen politischen Konflikten möglichst keine eigenständige Position einzunehmen.
Derweil Länder wie Russland und China die klügsten, intelligentesten und geschicktesten Geister nicht in die Wirtschaft mit ihren Traumgehältern abwandern lassen, sondern sie in diplomatischen und politischen Kaderschmiden auf zukünftige Führungspositionen vorbereiten.
Während im Westen aus den Absolventen der Eliteuniversitäten in erster Linie “Berater” werden, welche ihren Auftraggebern möglichst hohe kurzfristige Profite direkt zu generieren versuchen, oder im Interesse derselben ihre Regierungen beraten, um eben jenes Ziel zu erreichen.
Und während die politische Führungselite Chinas tatsächlich Konfuzius und seine Erben studieren, glaubten die im Westen Studierenden, mit japanischen und deutschen Kriegslehren und Machiavellismus (also der politischen Theorie, nach der für die Erlangung politischer Macht jedes Mittel – unabhängig von Recht und Moral – gerechtfertigt sei) für die Politik optimal gerüstet zu sein. Sie erkannten zwar sehr wohl die Gefahr, welche von einem aufsteigenden China ausging, glaubten aber, durch ihre zwei Hauptwerkzeuge diese Gefahr bannen zu können.
Im Jahr 1992 hatte das US-Verteidigungsministerium angekündigt, eine rivalisierende Macht in Asien verhindern zu wollen.
Und so kaperte die Marine ein chinesisches Frachtschiff in internationalen Gewässern und zwang es drei Wochen lang, die Befehle der US-Offiziere zu befolgen. Natürlich beförderte das Schiff keine Schmuggelware, wie von den USA dreist behauptet wurde. Es war der Beginn des Versuchs einer Einschüchterung. Zwei Jahre später schickte der damalige Präsident Clinton eine ganze Flotte durch die Taiwanstraße. Es war die größte, welche jemals von den USA dorthin beordert worden war. Dann folgte der Krieg gegen Serbien. Und – welch zufälliges “Versehen” – die USA warfen Bomben auf Chinas Botschaft in Belgrad ab. Dabei wurden zwanzig Menschen schwer verletzt und drei Diplomaten Chinas getötet. Der ehemalige CIA-Chef George Tenet erklärte dazu dem Kongress später, dass dieses Ziel das einzige gewesen wäre, welches von der CIA ausgewählt worden war. Dann folgte im Jahr 2014 ein Artikel seitens der US Navy, in dem die Idee entwickelt wurde, entlang der chinesischen Küste Unterwasserminen zu legen und Möglichkeiten zu schaffen, um die Kommunikationslinien Chinas zu stören. Gleichzeitig wurden Aufstände in Xinjiang und Tibet unterstützt. Im Jahr 2017 folgte die US Luftwaffe und erklärte ihre Bereitschaft, Nuklearangriffe gegen China zu fliegen. Und so ist es kein Wunder, dass Professor John Mearsheimer seit Jahrzehnten die These vertritt, dass ein Krieg zwischen den USA und China unvermeidbar werden wird.
Aber alle Einschüchterungsversuche, alle “Eindämmungs”-Maßnahmen der letzten Jahrzehnte stellten sich als nutzlos heraus. Mit dem Selbstbewusstsein der kulturellen Überlegenheit einer Tausende von Jahren alten Hochkultur verfolgten nun schon Generationen von chinesischen Politikern Ziele und Herrschaftswerkzeuge, die schon Konfuzius und dessen Erben definiert hatten.
Die Antwort Chinas
“Durch die Anwendung von Gewalt und dem Vortäuschen von Wohlwollen wird der Hegemon sicherlich einen großen Staat beherrschen. Durch die Verwendung von Tugend und Wohltätigkeit aber wird der weise Herrscher eine humane Autorität erlangen.” (Mencius)
Schon Mao hatte 1956 China gewarnt, dass es absolut notwendig wäre, die USA zu überholen, weil das Land sonst dem Untergang geweiht wäre. “Die Vereinigten Staaten zu überholen ist nicht nur möglich, sondern absolut notwendig und obligatorisch. Wenn wir es nicht tun, wird die chinesische Nation die Welt im Stich lassen und wir werden keinen großen Beitrag zur Menschheit leisten. Wenn wir versagen, werden wir vom Erdboden getilgt.”
Und so war fünfzig Jahre später die Gründung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) die logische Fortsetzung dieser Gedanken. Eine wirtschaftliche, aber auch militärische Kooperation mit verteilten Koordinationszentren in Moskau, Usbekistan und Peking. China, Russland, Indien, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan repräsentieren zusammen schon mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, ein Viertel des globalen Bruttosozialproduktes und die Nuklearmacht von vier Atommächten. Nicht zu vergessen auch drei der größten Volkswirtschaften sowie den größten Teil der derzeit noch wichtigsten Ressourcen der Welt. Und weitere Staaten stehen auf der Warteliste, um zu dem Verbund zu gehören.
Während die USA mit Kriegen den Mittleren Osten “neu ordnen” wollten und auch bekannt wurde, dass sie eine Liste von sieben Ländern aufgestellt hatten, welche sie in fünf Jahren militärisch zu unterwerfen gedachten, forderte der chinesische Präsident Hu vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen
“Neue Wege, um Konflikte in der internationalen Gemeinschaft durch gegenseitiges Vertrauen, gemeinsamen Nutzen, Gleichheit und Zusammenarbeit zu lösen, im Unterschied zu den Gesetzen des Dschungels und der Machtpolitik, um Frieden, Vorteile für alle Beteiligten, und eine weltweite Entwicklung zu erreichen”. Und dieser, einer der Politik der USA gänzlich entgegengesetzten Philosophie blieb China auch weiter treu.
“Im Jahr 2013 schlug sein Nachfolger, Präsident Xi, die Belt and Road Initiative, BRI, vor, die auf den Prinzipien von Hu basiert. Die BRI konzentriert sich auf politische Koordinierung, Infrastrukturanbindung, ungehinderten Handel, finanzielle Integration und engere persönliche Beziehungen und integriert vier Milliarden Menschen in einhundertdreißig Ländern sowie dreißig internationalen Organisationen in Eurasien, Afrika, Lateinamerika und dem Südpazifik. Die BRI verändert Wirtschaft, Handel, Logistik, Kommunikation, internationale Beziehungen und sogar Geographie, indem sie Kraftwerke in Pakistan baut, Eisenbahnlinien in Ungarn und Häfen von Afrika bis Griechenland betreibt.
Die neue Allianz exportiert Chinas Entwicklungsmodell, ersetzt westliche Institutionen und gestaltet die Weltwirtschaftsordnung neu, indem sie neue Beziehungen knüpft, neue Märkte schafft, Wirtschaftsbeziehungen vertieft und die diplomatischen Beziehungen mit einer Billion Dollar an jährlichen Infrastrukturausgaben stärkt.”
Der chinesische Außenminister Wang Yi hob noch einmal die Unterschiede hervor – ganz offensichtlich als Gegenpol zu den Wirtschaftskriegen und Sanktionspolitik der USA – und erklärte, wie eine “Diplomatie mit chinesischen Charakteristika” aussehen kann:
“Die einzigartigen Merkmale der chinesischen Diplomatie stammen von der reichen und tiefgründigen chinesischen Zivilisation. In ihrer fünftausendjährigen Geschichte hat die chinesische Nation das humane Konzept entwickelt, alle Geschöpfe so zu lieben, als wären sie von der eigenen Art, und alle Menschen so, als wären sie deine Brüder, die politische Philosophie der Wertschätzung von Tugend und Gleichgewicht, den friedlichen Ansatz der Liebe, der Friedfertigkeit und der guten Nachbarschaft, die Idee, dass der Frieden von größter Bedeutung und Harmonie ohne Eintönigkeit ist, sowie das persönliche Verhalten, andere so zu behandeln, wie du behandelt werden möchtest, und anderen zum Erfolg zu verhelfen, wenn du selbst Erfolg haben willst.”
Während transatlantische Politiker vor einer angeblichen Erpressung durch China schwadronieren, welche sich aus den Infrastrukturkrediten und aus den Investitionen in den Zielländern der BRI ergeben würde, aber selbst den Begriff der Diplomatie mit ihren eigenen Erpressungen und Sanktionen zu verwechseln scheinen, findet China immer mehr Anhänger seiner Politik.
Allein im Jahr 2018 unterzeichnete Präsident Xi Handels- und Wirtschaftsvereinbarungen im Umfang von über 1.000 Milliarden Dollar. Zu den Ländern, welche sich in dem Jahr zu einer Kooperation mit China entschlossen, waren die Staaten der “Eastern Europe Economic Union” (EEEU), also Weißrussland, Kasachstan, Russland, Armenien und Kirgisistan. Moskau begann bereits mit dem Ausbau einer Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn-Verbindung zwischen Moskau und Peking. Und im Jahr 2019 – unter Ausnutzung derzeitiger klimatischer Veränderungen – eröffnete Russland die Nord-Polar-Route, die dramatische Veränderungen in den Warenflüssen mit sich bringen wird. Auf die aber die USA vollkommen unvorbereitet sind – und auf welche die USA wieder nur mit Druck auf ihre Vasallen, mit Behinderungen und dem Versuch der Sabotage reagieren.
Der russische Präsident Putin, der auf Betreiben der USA und seiner Vertreter in Europa erfolgreich davon abgehalten worden war, einen kontinental-europäischen Markt zu verwirklichen, spricht nunmehr von einem großen, integrierten Markt vom Pazifik bis zum Atlantik. Darin werden als Erste dann eben zweifellos die genannten Staaten der EEEU, die BRI-Staaten, die SCO, und die ASEAN-Länder vertreten sein.
Aber damit nicht genug. Man hat in Deutschland – zumindest in den vollständig auf US-Hegemonie ausgerichteten Medien – auch kaum etwas über die “Regional Comprehensive Economic Partnership” (RCEP) gehört oder gelesen. Das ist eine Freihandelszone, welche die ASEAN-Länder Thailand, Indonesien (das größte muslimische Land der Welt), Malaysia, die Philippinen, Singapur und Brunei sowie Vietnam, Myanmar, Laos und Kambodscha umfasst. Der Verband südostasiatischer Nationen ASEAN ist flächenmäßig und hinsichtlich der Bevölkerungszahlen vergleichbar mit der EU, natürlich noch nicht in Hinsicht auf die Wirtschaftskraft. Aber zur RCEP gehören außerdem auch noch Australien, China, Indien, Japan, Süd-Korea und Neuseeland, insgesamt also 3,4 Milliarden Menschen, die ungefähr 40 Prozent des Welt-Bruttosozialproduktes erwirtschaften.
Bis 2045 ist geplant, den gesamten eurasischen Kontinent komplett integriert und durch alle denkbaren Kommunikations- und Verkehrswege verwoben zu haben. Dazu gehört auch das sehr interessante Projekt eines Stromnetzwerkes (GEIDCO) auf Basis von Ultra-Hochspannung, wodurch umweltfreundlich produzierte Energie global verteilt werden soll. Während “der Westen” offenbar gerade alles Erdenkliche unternimmt, damit eine Integration des europäischen Kontinents eben nicht stattfindet, sondern ein neuer eiserner Vorhang zwischen Ost und West errichtet wird. Eine Politik, die von der Angst geprägt ist, dass Europa in den Einflussbereich Chinas und Russlands entgleiten könnte…
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Der größte Schlag gegen die Ansprüche der USA auf eine globale Hegemonie gelang durch die Finanzierung der gigantischsten Infrastrukturmaßnahmen, welche die Welt je gesehen hat. Haben die USA sowohl die Weltbank als auch den Internationalen Währungsfonds und andere globale Finanzorganisationen unter ihrer Kontrolle, so haben nun die Herausforderer dieses Hegemonieanspruchs eigene Finanzorganisationen gegründet, um Finanzierungen zu sichern. Dazu gehört die “Silk Road International Bank” und die Entwicklung einer neuen Welt-Währungseinheit.
Nach der globalen Finanzkrise kündigte Zhou Xiaochuan, Gouverneur der Bank of China (Anm.: der Chinesischen Volksbank von 2002 bis 2018), an:
‘Die Welt braucht eine internationale Reservewährung, die unabhängig von einzelnen Nationen ist, und langfristig stabil bleiben kann, um die inhärenten Mängel zu beseitigen, die durch die Verwendung kreditbasierter nationaler Währungen entstehen’. Er schlug Sonderziehungsrechte vor, SZRs, die ihren Wert aus einem Korb von Weltwährungen ableiten. Die Nobelpreisträger C. Fred Bergsten, Robert Mundell und Joseph E. Stiglitz unterstützten: ‘Die Schaffung einer globalen Währung würde die notwendige Kohärenz des internationalen Währungssystems wiederherstellen, dem IWF eine Funktion geben, die ihm helfen würde, die Stabilität zu fördern und ein Katalysator für internationale Harmonie zu sein. Um die Stabilität des Systems zu demonstrieren, begann China, seine eigene Währung, den RMB, gegen einen Korb von Dollar, Euro, Yen und Pfund Sterling zu bewerten, und fast sofort hörten Beschwerden über die Bewertung des RMB auf.
Natürlich ist das ein Frontalangriff gegen die dominante Stellung des US-Dollar, dem sich – nach dem in den letzten Jahren immer deutlicher werdenden Missbrauch durch die USA für ihre Wirtschaftskriege – immer mehr Nationen zuneigen.
Nachdem 2014 die “New Development Bank” bereits deutlich gemacht hatte, dass die USA nicht mehr in der Lage waren, ihr Monopol über das Weltfinanzsystem aufrecht zu erhalten und sich sogar einige ihrer treuesten Vasallen – entgegen der dringenden Warnungen der USA – an diesem neuen Finanzinstrument beteiligten, folgte ein Jahr später die Gründung der “Asian Infrastructur Investment Bank” (AIIB) und damit endgültig ein Erdbeben, das drastische Veränderungen in der globalen Finanzwirtschaft einleitete. In der Washington Post vom 5. April 2015 konnte man die Äußerung des ehemaligen US- Finanzministers Larry Summers lesen, der erklärte:
An diesen letzten Monat kann man sich als den Moment erinnern, in dem die Vereinigten Staaten ihre Rolle als Underwriter des globalen Wirtschaftssystems verloren haben. (…) Ich kann mir kein Ereignis vorstellen, seit Bretton Woods, das vergleichbar ist mit der Kombination aus Chinas Bemühungen, eine große neue Institution zu gründen, und dem Versagen der USA, Dutzende ihrer traditionellen Verbündeten, angefangen bei Großbritannien, davon zu überzeugen, sich da rauszuhalten.
Für die USA drohte nun also das “Leeren” ihrer Schatulle, denn ohne die dominante Rolle des US-Dollar wäre die Verschuldung des Landes in der derzeit gepflegten Höhe nicht mehr realisierbar. Und so kommt nun das “Schwert” ins Spiel. Die USA – den Niedergang und vielleicht sogar die Finanzkatastrophe vor Augen – können sich nun nur noch auf die Macht ihrer Waffen stützen. Aber auch hier hat China gelernt – nicht zuletzt aus den Opiumkriegen, mit denen Großbritannien das Land gezwungen hatte, Opium als Quasi-Zahlungsmittel zu akzeptieren. Und schließlich konnte sich China auf noch ältere Grundsätze der militärischen Stärke eines Staates besinnen, als der Westen mit seinen oft aus dem Mittelalter stammenden Ideen.
Westliche Staatsführer wie Winston Churchill erklärten, dass sie an das Gelingen einer Aufteilung Chinas glauben würden. Und sie taten viel in den darauffolgenden Jahrzehnten, um dieses Riesenland zu zerschlagen – Auch derzeit sehr “lebhaft” zu beobachten bei den von den USA geschürten Unruhen in Hongkong und der US-Politik im Hinblick auf Taiwan. Aber Chinas Führung war letztlich immer in der Lage, diese Einheit des Riesenlandes zu bewahren – und damit die Möglichkeiten, der imperialen Macht USA eines Tages die Stirn bieten zu können.
Und so wird China – bei gleichbleibendem Ausbau seiner Streitkräfte – etwa im Jahr 2028 “Augenhöhe” zu den USA erreicht haben. Das wird die nächste dramatische Veränderung in der Weltpolitik darstellen: Die USA werden nicht mehr in der Lage sein, andere Länder durch ihr übermächtiges “Schwert” zu erpressen.
Im Zeitalter von chinesischen und russischen Hyperschallwaffen und S-400-Luftabwehrsystemen sowie auf Erpressung und Sanktionierung oder Bestechung reduzierte Diplomatie der USA können die USA ihre bisher bewährte Kanonenbootdiplomatie nicht länger zu einer ernsthaften Bedrohung Chinas werden lassen.
Was allerdings nicht ausschließt, dass die USA einen großen Krieg beginnen könnten, um China endlich doch noch “einzudämmen”. China dagegen – dank hervorragend gebildeter und befähigter Politiker – ist in der Lage, wirtschaftliche, diplomatische, rechtliche und militärische Aspekte der Politik optimal zu koordinieren:
Die Macht des Nationalstaates besteht keineswegs nur in seinen Streitkräften, sondern auch in seinen wirtschaftlichen und technologischen Ressourcen; in der Geschicklichkeit, Weitsicht und Entschlossenheit, mit der seine Außenpolitik betrieben wird; in der Effizienz seiner sozialen und politischen Organisation. Sie besteht vor allem in der Nation selbst, den Menschen, ihren Fähigkeiten, Energie, Ehrgeiz, Disziplin, Initiative, Glauben, Mythen und Illusionen. Und es besteht weiterhin darin, wie alle diese Faktoren miteinander in Beziehung stehen.
Und so baut China seine Flotte kontinuierlich auf, ohne aber die Größenordnung der US-Rüstungsausgaben, bezogen auf den Staatshaushalt, zu erreichen oder zu übertreffen, und wird trotzdem in absehbarer Zeit mit Hunderten von Kriegsschiffen, U-Booten und auch einigen Flugzeugträgern in der Lage sein, seine Küste gegen jede Art von militärischer Bedrohung zu verteidigen. Alleine im Jahr 2018 wurden 15 neue Kriegsschiffe sowie gleichzeitig vier atomgetriebene U-Boote auf Kiel gelegt. Und das bei nur ca. 1,9 Prozent des BPI, verglichen mit 3,2 Prozent der USA.
Schon heute verfügt Chinas Marine über 180.000 hochseetüchtige Fischerbote und 4.000 Frachtschiffe, von denen einige Sonare hinter sich her ziehen, die von mehr als einer Million ausgebildeter Seeleute auf diesen Schiffen betrieben werden und so Informationen über jedes andere (auch) Kriegsschiff weitergeben. Und schon heute ist die Sicherung der chinesischen Küste nicht mehr vergleichbar mit der Verwundbarkeit zu Zeiten chinesischer Kaiser angesichts britischer Aggression.
Kommandantin Yang Yi, eine Frau und die jüngste Chefdesignerin der Marinegeschichte, schuf die Verteidigungsflotte der PLAN mit dreihundert Schnellangriffsraketenbooten der Typ 022 Houbei Class. Sie tragen acht C-802 Anti-Schiffs-Raketen mit 500-Pfund-Sprengköpfen, die mit 650 mph, fünfzehn Fuß über der Oberfläche zu Zielen in hundert Meilen Entfernung fliegen (eine einzige C-802 deaktivierte 2006 ein israelisches Kriegsschiff). Vier ihrer Boote, sagt sie, reichen aus, um die Taiwan-Straße abzudecken, während sie sich hinter Chinas Küsteninseln verstecken. Dreißig Fregatten vom Typ 056 mit einer Reichweite von 2.500 Meilen, bewaffnet mit YJ-83 Anti-Schiffs-Raketen, acht SAM-Triebwerken und sechs Torpedorohren unterstützen die Patrouillenboote.
Neben diesen Schiffen gibt es noch Zerstörer mit über 60 Raketen-Abschusseinrichtungen, U-Boote und viele andere Komponenten einer modernen Marine. Dagegen wirken die Flugzeugträger der USA, auf welche die Regierungen dieses Landes seit Jahrzehnten ihre Machtprojektionen stützten, wie Dinosaurier einer vergangenen Epoche. Hier soll nicht weiter auf die Waffen-Entwicklung und -Produktion in China eingegangen werden, denn wer mag, kann sicher weitere Informationen finden, welche die hier nur ansatzweise erläuterten Entwicklungen ergänzen. Nur auf eine Hyperschallwaffe – die CM-401 – sei noch hingewiesen, denn während die USA noch in der Entwicklung einer solchen Waffe stecken, haben nicht nur Russland, sondern auch China bereits die Serienproduktion begonnen.
Ebenso wichtig ist das Brechen der Luftüberlegenheit der USA. Denn in allen Kriegen war sie es, welche die größten Zerstörungen in den von den USA angegriffenen Ländern anrichtete. Dazu dient nun nicht nur der Kauf und die Lieferung von russischen S-400-Systemen, sondern dem dienen auch chinesische Eigenentwicklungen. Und nicht zuletzt auch modernste Kampf- und Bomber-Flugzeuge der sogenannten 5. Generation.
Und so ist es verständlich, dass sich China im Hinblick auf seine Nuklearstreitmacht mit lediglich 260 Sprengköpfen selbst beschränkt, diese lediglich als Abschreckung gegen den Ersteinsatz von Kernwaffen durch einen Gegner bezeichnet und selbst auf den Ersteinsatz solcher Waffen unter allen denkbaren Umständen verzichtet. Aber wenn sie zum Einsatz kommen, wird diese mit nun nicht mehr berechenbarer Route fliegenden Sprengköpfe kein Raketenabwehrsystem aufhalten können.
Wie wir aus allen vergangenen Kriegen wissen, ist aber die militärtechnische Überlegenheit in erster Linie zwar ein Mittel zur Zerstörung, nicht aber des Sieges in einem Krieg. Vietnam, Afghanistan, Irak, jetzt im Jemen:
Überall zeigt sich, dass ein Angreifer letztlich aus dem Land gejagt wird, wenn die Menschen dieses Landes bereit sind, für ihren Staat zu kämpfen.
So sind es in Deutschland lediglich 18 Prozent der Menschen – zufolge einer Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2015 – während in China 71 Prozent der Befragten für ihr Land in den Krieg ziehen würden. Ob das etwas mit weggeworfenen Deutschlandfähnchen zu tun hat? In den USA waren zu dieser Zeit immerhin 44 Prozent der Meinung, man müsse für sein Land im Krieg kämpfen.
Während die USA versuchen, in Europa einen neuen Eisernen Vorhang zuzuziehen, um die Völker dieses Kontinents davon abzuhalten, den Sirenenklängen der chinesischen Verführer zu folgen und sich mit Russland, dem größten Land der Welt, das über die größten Naturreserven verfügt zusammenzutun, fürchten hiesige Politiker natürlich weitere Staatsverdrossenheit und Ablehnung ihrer Politik…