Wurde die Corona-Krise geplant?
PAUL SCHREYER, 18. September 2020, 8 KommentareHinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.
Zu Silvester 2019 begann sich die Corona-Krise in den Medien zu entfalten – zunächst noch zaghaft und unscheinbar. Die erste Meldung tauchte am 31. Dezember auf und lautete:
„Eine mysteriöse Lungenkrankheit ist in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen. Bislang seien 27 Erkrankte identifiziert worden, berichtete die Gesundheitskommission der Stadt. Gerüchten im Internet, es könnte sich um einen neuen Ausbruch der Lungenseuche Sars handeln, trat die 'Volkszeitung' entgegen. Die Gesundheitskommission berichtete, viele der Infektionen könnten auf den Besuch des Huanan-Fischmarktes von Wuhan zurückgeführt werden. Die Erkrankten seien in Quarantäne untergebracht worden. Sieben seien in einem ernsten Zustand.“
Diese dpa-Meldung, die offenbar auf einer Nachricht der Agentur Reuters basierte, die wiederum auf eine Pressemitteilung des Gesundheitsamts der Stadt Wuhan zurückging, wurde in Dutzenden deutschen Medien veröffentlicht, erregte allerdings, mangels erkennbarer Relevanz, kein weiteres Aufsehen.
Dass 27 Erkrankte (nicht etwa Tote) am anderen Ende der Welt überhaupt zu einer Agenturmeldung in Deutschland und anderen westlichen Ländern führten, ist erklärungsbedürftig. Die Tatsache, dass Nachrichtenagenturen diese Information für veröffentlichungswert hielten, hing fraglos mit den im Bericht erwähnten „Gerüchten im Internet“ zusammen (von wem eigentlich verbreitet?), in denen spekuliert worden war, die 2003 epidemisch aufgetretene und seither wieder verschwundene Lungenkrankheit SARS könne womöglich neu ausgebrochen sein. SARS war vielen noch in lebhafter Erinnerung, da das Phänomen damals über Wochen hinweg für weltweite Schlagzeilen gesorgt hatte. Alle ersten Berichte über die „mysteriöse Lungenerkrankung“ verwiesen auf den 17 Jahre zurückliegenden SARS-Ausbruch. Das war der Kontext, der überhaupt erst das Interesse schuf.
Bereits zum Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung setzte eine Informationskontrolle ein. Laut einem chinesischen Bericht vom 1. Januar 2020 hatte die Polizei in Wuhan mehrere Menschen festgenommen, die „falsche Informationen“ zu dieser Krankheit im Internet verbreitet hätten, was zu „negativen gesellschaftlichen Auswirkungen“ geführt habe. Die Polizei ermahnte die Bürger der Stadt, „keine Gerüchte zu glauben oder in Umlauf zu bringen“ und für „ein harmonisches, sauberes Internet“ zu sorgen – Empfehlungen, die bald auch in Deutschland populär werden sollten.
Über den Beginn der Epidemie herrschte Unklarheit. Im April 2020 tauchten in amerikanischen und israelischen Medien Berichte auf, wonach eine Abteilung des US-Militärgeheimdienstes DIA, das sogenannte National Center for Medical Intelligence, bereits im November (!) 2019 sowohl die eigene Regierung als auch die Nato sowie das israelische Militär vor einer sich ausbreitenden Seuche in der Region Wuhan gewarnt hatte, die sich „katastrophal“ entwickeln könne. Der Geheimdienst dementierte die Meldung. War sie dennoch zutreffend – wofür die zusätzliche Bestätigung durch die Israelis sprach –, würde eine naheliegende Frage lauten, wie der Geheimdienst schon im November zu seinen Erkenntnissen hatte kommen können – als allem Anschein nach selbst die chinesischen Behörden noch keine Kenntnis von einem Ausbruch hatten.
In der ersten Januarhälfte blieb das Thema in westlichen Medien weitgehend unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Es erschienen zwar vereinzelte Meldungen, aber keine herausgehobenen Berichte. Auch als am 9. Januar erstmals gemeldet wurde, dass die „rätselhaften Lungenerkrankungen in China offenbar auf ein bisher unbekanntes Coronavirus“ zurückgingen, das „bei 15 der insgesamt fast 60 offiziell Erkrankten“ in Wuhan nachgewiesen worden sei, tauchte das in Deutschland nicht in den Abendnachrichten auf, sondern lediglich in einem Onlineartikel auf tagesschau.de. Die Redaktion illustrierte den Text mit einem Foto der Stadt Wuhan in dichtem Smog, womit dezent angedeutet wurde, dass die Lungenerkrankung vielleicht auch etwas mit der starken Luftverschmutzung vor Ort zu tun haben könnte.
Dass ein Team um den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité bereits am 16. Januar einen PCR-Test zum Virusnachweis entwickelt hatte, den die WHO umgehend Laboren in aller Welt empfahl, wurde von den Medien zunächst nicht registriert. Zum unglaublichen Tempo dieser Testentwicklung erklärte Drosten später:
„Bereits zwischen Weihnachten und Neujahr ging das los, dass hier die erste informelle Information ankam. (...) Wir haben uns tatsächlich auf so ein paar Indizien verlassen. Wir haben aus sozialen Medien Informationen gehabt, dass das ein SARS-ähnliches Virus sein könnte und wir haben dann eins und eins zusammengezählt. (…) Und als dann so eine Zeit später die Kollegen aus China die erste Genom-Sequenz öffentlich gestellt haben von diesem neuen Virus [am 10. Januar; P.S.], haben wir das natürlich mit all unseren Kandidatentests verglichen, die besten herausgesucht und mit denen weitergearbeitet. (…) Wir haben diesen Test Kollegen in China zur Verfügung gestellt, deren Namen ich jetzt nicht nennen kann. Und die haben das für uns getestet und uns gesagt, dass es gut funktioniert.“
Den Anstoß für die Testentwicklung hatten also die schon erwähnten, nicht näher bezeichneten „Gerüchte im Internet“ gegeben, bestätigt hatten die Wirksamkeit des Tests dann anonym bleibende „Kollegen in China“. All das wurde, wie gesagt, Mitte Januar in den Medien nicht berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war die „rätselhafte Lungenerkrankung“ am anderen Ende der Welt noch ein Nischenthema – während einige Experten im Hintergrund allerdings schon die Weichen für die kommenden Monate stellten.
Übung und Realität vermischen sich
Am Freitag, dem 17. Januar passierte in diesem Zusammenhang etwas ausgesprochen Seltsames: Das Johns Hopkins Center for Health Security veröffentlichte zusammen mit dem World Economic Forum und der Gates Foundation eine gemeinsame Pressemitteilung, in der die Übungsauswertung von „Event 201“ vorgestellt wurde, insbesondere die politischen Empfehlungen, die man drei Monate zuvor beschlossen hatte. Bei der Übung hatten Konzernmanager und Beamte bekanntlich im Oktober 2019 eine Coronavirus-Pandemie durchgespielt. In der Mitteilung vom Januar 2020 hieß es:
„Die nächste schwere Pandemie wird nicht nur Krankheit und Tod verursachen, sondern könnte auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Kettenreaktionen auslösen (...). Die Bemühungen, solchen Folgen vorzubeugen oder auf sie zu reagieren, während sie sich entfalten, werden ein beispielloses Maß an Zusammenarbeit zwischen Regierungen, internationalen Organisationen und privaten Unternehmen erfordern.“
Angemahnt wurde der weitere Ausbau einer internationalen Impfstoffreserve, der Abbau von Regularien bei der Impfstoffentwicklung sowie ein verstärkter Kampf gegen Falschinformationen. Bizarr war daran vor allem, dass die sich gerade entfaltende Corona-Krise mit keinem Wort erwähnt wurde, die Pressemitteilung aber offensichtlich in diesem Zusammenhang lanciert worden war. Andernfalls hätte man sie bereits drei Monate zuvor, unmittelbar nach dem Ende der Übung, veröffentlichen können. Übung und Realität verzahnten sich in eigenartiger Weise miteinander.
Das große und bis heute anhaltende Medieninteresse am Virus begann dann schlagartig und unvermittelt genau drei Tage später, am Montag, dem 20. Januar, einen Tag vor der Eröffnung des World Economic Forum (WEF) in Davos, dem jährlichen Treffen der wichtigsten Staats- und Konzernchefs der Welt. An diesem Tag wurde die neue Erkrankung auch zum ersten Mal in der Hauptausgabe der Tagesschau erwähnt. Der Zwei-Minuten-Beitrag tauchte zum Ende der Sendung hin auf, nachdem zuvor ausführlich über das anstehende WEF-Treffen berichtet worden war. Zur eingeblendeten Schlagzeile „Massiver Anstieg von Coronavirus-Fällen“ erklärte Moderator Jens Riewa dem Fernsehpublikum:
„Das neuartige Coronavirus in China breitet sich überraschend schnell aus. Mehr als 200 Menschen sind offiziellen Angaben zufolge bereits an einem Lungenleiden erkrankt, das durch den Erreger ausgelöst wird. Inzwischen haben auch drei Nachbarländer Infektionen gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation berief ein Expertengremium ein, das unter anderem mögliche Maßnahmen empfehlen soll. Chinesischen Forschern zufolge überträgt sich das Virus auch von Mensch zu Mensch.“
Die Aussage, das Virus verbreite sich „überraschend schnell“ war zu dem Zeitpunkt, angesichts von lediglich 200 Erkrankten innerhalb von drei Wochen, nur schwach belegt. Die wesentliche, neue Information lag in der nun erklärten Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch. Neu war außerdem, dass die chinesische Regierung ihren anfänglichen Kurs, das Thema unter den Teppich zu kehren, inzwischen radikal geändert hatte und die Krise nun selbst mit aller Kraft und öffentlichem Nachdruck zu einer Staatsaffäre erklärte. Beginnend mit dem 20. Januar legten die chinesischen Gesundheitsbehörden täglich einen Bericht mit den neuesten Corona-Fallzahlen vor. Auf diese ersten Zahlen bezog sich auch die Tagesschau in ihrem Fernsehbericht. Anschließend an die kurze Moderation Jens Riewas folgte ein Bericht des Pekinger ARD-Korrespondenten, in dem es hieß:
„Jetzt vor dem Neujahrsfest ist Hauptreisezeit in China. Auf dem Bahnhof von Wuhan wird nun jeder kontrolliert. Fiebermessgeräte und medizinisches Personal sind im Einsatz. (…) Bisher sind drei Menschen gestorben. Die meisten Patienten seien nicht schwer krank, litten unter Fieber und Atemproblemen. (…) Im Staatsfernsehen berichtet heute ein Forscher von Infizierten, die nicht selbst in Wuhan waren, aber Angehörige von ihnen: 'Wir können daher bestätigen, dass es Fälle gibt, bei denen das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wurde.' Mit dieser Nachricht ist klar: Eine weitere Ausbreitung des Virus in China wird wahrscheinlicher und die Kontrolle der Krankheitswelle schwieriger.“
Damit war der Ton für die kommenden Wochen vorgegeben – nicht nur in der Tagesschau. Das zu diesem Zeitpunkt abrupt anschwellende Medieninteresse lässt sich auch anhand der Berichterstattung der New York Times nachverfolgen. Während bis dahin nur vereinzelte Artikel zum Virus erschienen waren, so etwa am 10.1. („China berichtet ersten Toten durch neues Virus“), 15.1. („Japan und Thailand bestätigen neue Fälle des chinesischen Coronavirus“), 17.1. („Drei US-Flughäfen kontrollieren Passagiere auf ein tödliches chinesisches Coronavirus“), 18.1. („Tödliches Rätselvirus wird in zwei neuen chinesischen Städten und Südkorea gemeldet“), und 20.1. („China bestätigt, dass neues Coronavirus sich von Mensch zu Mensch überträgt“), so explodierte die Menge der Artikel mit Beginn des WEF-Treffens in Davos geradezu.
Allein am 21. Januar, dem Eröffnungstag der Konferenz, erschienen in der New York Times fünf verschiedene Artikel zum Coronavirus sowie zusätzlich erstmals eine optisch leicht erfassbare „Wuhan Coronavirus-Karte“ zur Verfolgung des Ausbruchsgeschehens. Ebenfalls am 21. Januar veröffentlichte die WHO ihren ersten „Coronavirus-Lagebericht“, der seither täglich erscheint. Der Startschuss für das mediale und politische „Corona-Dauerfeuer“ war erfolgt.
Das Covid-19-Dashboard ist sofort einsatzbereit
Schon am nächsten Tag passierte etwas Weiteres, für die mediale Vermittlung des Themas sehr Folgenreiches: Die Johns Hopkins Universität startete ihr Covid-19-Dashboard, jene mittlerweile berühmt gewordene online verfügbare Weltkarte, in der die geografische Verteilung aller Corona-Fälle sowie deren Entwicklungstrend, die Fall- und Todeszahlen ständig aktualisiert dargestellt wurden. Zum Start am Mittwoch, dem 22. Januar hieß es in einem Pressebericht:
„Bis Mittwochnachmittag wurden laut offiziellen chinesischen Berichten 444 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, von denen mindestens 17 am neuartigen Coronavirus verstorben sind. Doch die Karte, die am Mittwoch von Forschern der Johns Hopkins Universität vorgestellt wurde, lässt vermuten, dass diese Zahlen möglicherweise schneller wachsen, als nationale Quellen es zeigen. 'Wir denken, dass es für die Öffentlichkeit wichtig ist, die Situation in ihrem Verlauf mit transparenten Datenquellen zu verstehen', so Lauren Gardner, Professorin an der Johns Hopkins University, die das Team leitete, das die Karte erstellte. (...) Laut Gardner handelt es sich bei der Karte um eine 'sehr einfache' Sammlung von gemeldeten Fällen, die aus Quellen auf lokaler Ebene zusammengetragen wurden und keine Modellierung erfordern. Um die Karte zu erstellen, haben Gardner und ihr Team lokale chinesische Medienberichte gesichtet und zusammengestellt. Diese Berichte wurden dann ins Englische übersetzt, und ihre Standorte wurden kartiert. Wenn neue Berichte eintreffen, wird die Karte aktualisiert, so Gardner.“
Das Dashboard entwickelte durch seine leichte Verständlichkeit ein Eigenleben. Hunderte Medien in aller Welt übernahmen die Daten und auch die Art der grafischen Darstellung. Die schwer greifbare Gefahr einer Epidemie ließ sich damit hervorragend veranschaulichen. Das Dashboard bediente zusätzlich das mediale Bedürfnis nach ständigen News und Updates – und befeuerte damit die öffentliche Nervosität weiter. Viele Redakteure und Medienkonsumenten, aber auch Politiker schauten fortan gebannt auf die steigenden Kurven, die in fast jeden Artikel zum Thema eingebaut waren und die den Eindruck vermitteln, man habe mit einem Blick darauf auch bereits das Wesentliche verstanden. „Quelle: Johns Hopkins“ wurde zu einem geflügelten Wort in den Medien, wo man den amerikanischen Zahlen meist blind vertraute. Durch das Dashboard erlangte eine private US-Institution die internationale Deutungshoheit über die Höhe der Fallzahlen.
Ebenfalls am 22. Januar folgte der nächste große Paukenschlag: Die chinesischen Behörden kündigten an, am folgenden Tag die Zehn-Millionen-Metropole Wuhan sowie mehrere weitere Großstädte vollständig unter Quarantäne zu stellen. Niemand dürfe diese Städte dann mehr betreten oder verlassen – eine in diesem Umfang beispiellose Aktion. Die Entscheidung schien die Größe der Gefahr nochmals zu belegen. Als Beobachter musste man annehmen, dass die Lage außergewöhnlich bedrohlich war, wenn die Regierung sich zu einem so extremen Schritt entschloss.
Innerhalb der WHO-Gremien wurde am gleichen Tag versucht, die Behörde zu veranlassen, einen „Internationalen Gesundheitsnotstand“ („Public Health Emergency of International Concern“) auszurufen, was sich zunächst intern nicht durchsetzen ließ, am 30. Januar aber nachgeholt wurde. (1)
Die weltweite Berichterstattung fokussierte nun vollständig auf das Thema Corona. In der New York Times erschienen allein am 23. Januar 13 (!) Artikel zum Thema. Die Überschriften lauteten unter anderem: „Ängste wegen des neuen Coronavirus ergreifen Davos“ und „Wie Chinas Virusausbruch die Weltwirtschaft bedrohen könnte“. (2)
Wie erwähnt, tagten zur gleichen Zeit, vom 21. bis zum 24. Januar, fast 3.000 Politiker, Manager und Journalisten, darunter viele der mächtigsten Staats- und Konzernchefs, in Davos. Dieser Umstand erinnert an das bereits geschilderte Pandemieszenario der Übung „Atlantic Storm“ von 2005, wo die Nachricht von einem Seuchenausbruch die Staatschefs ebenfalls auf einer internationalen Konferenz überraschte, wo alle Entscheidungsträger günstigerweise schon gemeinsam versammelt waren (siehe Kapitel 4). Hier der entsprechende Auszug aus dem damaligen Drehbuch:
„Am 13. Januar, dem Vorabend des Gipfels, wurden in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und der Türkei Pockenfälle gemeldet. Die Staats- und Regierungschefs beschließen, sich am 14. Januar für einige Stunden zu treffen, bevor sie sich auf den Heimweg machen, um sich mit der beginnenden Krise zu befassen. Während des sechsstündigen Treffens rangen die transatlantischen Staats- und Regierungschefs mit dem Ausmaß und dem rasanten Tempo der sich ausbreitenden Pockenepidemie, den Spannungen zwischen Innen- und Außenpolitik, der Herausforderung, die Bewegung von Menschen über die Grenzen hinweg zu kontrollieren und dem weltweiten Mangel an kritischen medizinischen Ressourcen wie einem Pockenimpfstoff.“ (3)
Ersetzte man hier das Wort „Pocken“ durch „Coronavirus“ und den 13. Januar durch den 23. Januar, dann landete man recht genau in der Realität.
Die wichtigsten Entscheidungsträger sind versammelt
Das jährlich stattfindende WEF-Treffen in Davos ist die größte und am hochkarätigsten besetzte Veranstaltung dieser Art. Ende Januar 2020 waren die Führer der mächtigsten Konzerne der Welt dort versammelt, darunter die Chefs von Google, Apple, Facebook und Microsoft. Dazu kamen die Vorstandsvorsitzenden der führenden Pharmafirmen: Roche, Bayer, Sanofi, Astra Zeneca (das Unternehmen, das wenige Monate später Deutschland für einen dreistelligen Millionenbetrag einen Impfstoff verkaufte, der noch gar nicht entwickelt war) sowie der Chef des Pharmakonzerns Moderna, wo man sich auf neuartige mRNA-Impfstoffe konzentrierte, die in der Corona-Krise in hohem Tempo entwickelt wurden. Ebenfalls zugegen waren die Vorsitzenden der Impfallianz Gavi und des Impfstoffforschungsverbundes CEPI, Richard Hatchett, der kurz darauf „die weltweite Covid-19-Impfstoffentwicklung koordinierte“.
Zu den weiteren Gästen in Davos zählten die Bosse diverser Großbanken sowie von BlackRock, Visa, Mastercard, der Rockefeller Foundation, des Atlantic Council, die Vorsitzenden der Zentralbanken von einem Dutzend Staaten, zahlreiche Chefredakteure großer Medien sowie die Staats und Regierungschefs von mehreren Dutzend Ländern, darunter Donald Trump und Angela Merkel.
Sie alle verfügten während der aufregenden Woche in Davos über ausreichend Gelegenheit, ihre Reaktionen auf die Krise miteinander abzustimmen – nicht unbedingt nur auf offener Bühne, sondern auch diskret am Rande der Veranstaltung. Die Marschrichtung an die Politik gab am 23. Januar ein Kommentar in der New York Times vor: „Seien Sie auf alles gefasst und überlassen Sie es den Experten.“
Gleichzeitig mit dem Abschluss des WEF-Treffens am 24. Januar meldete die WHO weltweit 25 Corona-Tote. Zu einer bedrohlichen „globalen Krise“ passte diese Zahl überhaupt nicht. Und doch war durch die beschriebenen politischen Entscheidungen, deren mediale Begleitung sowie die allgemeine Projektion eines „neuen SARS“ der Eindruck einer riesenhaften Gefahr entstanden.
Was im Nachhinein auffällt: Am 24. Januar, als die in Davos versammelten Staats- und Konzernchefs wieder nach Hause reisten, waren mehrere für das zukünftige Management der Corona-Krise wesentliche Elemente bereits gestartet oder einsatzfähig:
- der PCR-Test zum Sammeln der Fälle
- die täglichen Lageberichte der WHO zur Unterrichtung der Öffentlichkeit
- das Covid-19-Dashboard zur grafischen Darstellung der Lage in den Medien
- die politischen Empfehlungen des WEF und der Gates Foundation
Alles war vorbereitet. Und tatsächlich: Von diesem Zeitpunkt an entfaltete sich die Krise fast wie automatisch. Die große Pandemie-Maschine, jahrelang konstruiert, geprobt und für den Ernstfall vorbereitet, lief nun.
Auch an dieser Stelle sei aber wieder der Hinweis angefügt: Diese Beobachtung unterstellt noch keine Planung oder bewusste Herbeiführung der Pandemie. Der Ablauf lässt sich auch harmlos erklären: Die beteiligten Institutionen waren auf einen solchen Ausbruch ganz einfach „gedrillt“. Virologen suchten ständig nach neuen Krankheitserregern, begierig, diese nachzuweisen. Wissenschaftler wie von der Johns Hopkins Universität hatten seit 20 Jahren nichts anderes gemacht, als vor Bioterror und Pandemien zu warnen. Zeichnete sich deren reale Möglichkeit ab, entfalteten sie maximale Betriebsamkeit. Auch die WHO und viele andere Behörden setzten lediglich dutzendfach geprobte Abläufe um, bestrebt, so „effizient“ wie möglich zu arbeiten, keine Fehler zu machen und dem einstudierten Protokoll genau zu folgen. Es handelte sich, so gesehen, tatsächlich um eine Art Maschine, die, einmal gestartet, ihrer programmierten Eigendynamik folgte.
So weit die harmlose Erklärung. Dennoch blieben auch andere denkbar.
https://multipolar-magazin.de/artikel/wurde-die-corona-krise-geplant