Dienstag, 18. August 2020


US-Außenminister stellt Weichen für Konflikt mit China
27. JULI 2020  
von Peter Symonds – https://www.wsws.org
In einer Rede, gespickt mit Lügen, Heuchelei und antikommunistischer Demagogie, kippte US-Außenminister Mike Pompeo am Donnerstag offiziell die jahrzehntelange amerikanische China-Politik und stellte die Weichen für eine weitere Zuspitzung des Konflikts mit Peking.

Die Wahl des Veranstaltungsorts – das Haus und die Bibliothek von Präsident Richard Nixon ­– unterstrich Pompeos Botschaft. Es war Nixon, der zusammen mit seinem damaligen nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger eine Annäherung an China in die Wege leitete. Nixon flog 1972 nach Peking und traf den Führer der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), Mao Zedong. Bei diesem Besuch wurde der Weg zur Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen im Jahr 1979 geebnet.

Pompeo erklärte: „Wenn wir ein freies 21. Jahrhundert wollen und nicht das chinesische Jahrhundert, von dem Xi Jinping träumt“, muss „das alte Modell des blinden Einlassens auf China“ durch eine Strategie ersetzt werden, bei der „die freie Welt über diese neue Tyrannei triumphieren muss“. Er fuhr fort: „Wir müssen China auf kreativere und energischere Weise dazu bewegen, sich zu verändern, denn Pekings Handeln bedroht unser Volk und unseren Wohlstand.“

Pompeo beschwor das „kommunistische China“, den Buhmann aus dem Kalten Krieg, und erklärte, dass es von einem „marxistisch-leninistischen Regime“ regiert werde. „Generalsekretär Xi Jinping“ sei „ein überzeugter Anhänger einer bankrotten totalitären Ideologie“.…

Die Propaganda des Kalten Kriegs vom Kampf der „freien Welt“ gegen den Kommunismus war immer ein fadenscheiniger Deckmantel für undemokratische US-Interventionen und Aggressionen, u.a. den neokolonialen Krieg in Vietnam. …

Pompeos langer Katalog der Sünden Pekings sagt weit mehr über den historischen Niedergang des amerikanischen Kapitalismus und die enorme Krise der Trump-Regierung aus als über die vermeintliche chinesische Niedertracht.
Trumps Lüge, China habe die Gefahren von Covid-19 vertuscht, soll die Aufmerksamkeit von der katastrophalen und kriminellen Reaktion seiner Regierung auf die Pandemie ablenken, die im eigenen Land auf breiten Widerstand stößt.
Die unbewiesenen Behauptungen über chinesische Spionage und „Diebstahl geistigen Eigentums“ verblassen angesichts der weltweiten Spionage des US-Auslandsgeheimdiensts NSA und unterstreichen gleichzeitig den Niedergang der amerikanischen Hi-Tech-Vorherrschaft. Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei ist eher eine Gefahr für seine Wettbewerber in den USA als „eine Bedrohung der nationalen Sicherheit“.
Ebenso war die Auslagerung amerikanischer Produktion kein chinesisches Komplott, sondern eine Reaktion auf die sinkende Rentabilität der Unternehmen in den USA….

Pompeo erklärte, es werde keine Rückkehr zur Politik der „Eindämmung“ („Containment“) aus dem Kalten Krieg geben, denn China stelle „eine komplexe neue Herausforderung dar, mit der wir noch nie zuvor konfrontiert waren“.

Während „die UdSSR von der freien Welt abgeschottet war, ist das kommunistische China bereits innerhalb unserer Grenzen“ – ein Hinweis auf die komplexe wirtschaftliche Verflechtung Chinas mit den USA…

Wenn Pompeo nun eine Rückkehr zur Eindämmung ausschließt, erklärt er damit nicht den Beginn eines neuen Kalten Kriegs, sondern begründet eine Politik, die einen Regimewechsel in Peking anstrebt.

„Wir können diese Herausforderung nicht allein bewältigen“, erklärte er. „Die Vereinten Nationen, die Nato, die G7-Staaten, die G20, unsere kombinierte wirtschaftliche, diplomatische und militärische Macht reicht sicherlich aus, um diese Herausforderung zu meistern, wenn wir sie klar und mit großem Mut angehen.“

Pompeo machte deutlich, dass die USA es nicht tolerieren würden, wenn ihre strategischen Partner von der Linie Washingtons abweichen. Er übte kaum verschleierte Kritik an Deutschland, das China „in Bezug auf Hongkong“ nicht die Stirn biete, „weil es fürchtet, dass Peking den Zugang zum chinesischen Markt einschränken wird“. Er fuhr fort: „Dies ist die Art von Furchtsamkeit, die zu historischem Scheitern führen wird, und das können wir nicht wiederholen.“

Während Nixons Besuch in Peking zu diplomatischen Beziehungen mit China führte, ist die Trump-Regierung dabei, diese Beziehungen zu zerstören. Pompeo prahlte damit, dass die USA soeben das chinesische Konsulat in Houston mit der unbegründeten Behauptung, es sei „ein Zentrum der Spionage und des Diebstahls geistigen Eigentums“, geschlossen haben
Die USA werfen China vor, seine diplomatischen Vertretungen für „ein Spionagenetzwerk“ zu benutzen, um geistiges Eigentum von US-Unternehmen zu stehlen.
Kurz vor seiner Amtseinführung hatte Trump die Grundlage der diplomatischen Beziehungen mit China in Frage gestellt – die so genannte Ein-China-Politik, mit der Peking als die legitime Regierung von ganz China, einschließlich Taiwans, anerkannt wird. Diese Politik aufzugeben wäre das Ende der diplomatischen Beziehungen – eine Drohung, die Trump nie zurückgenommen und nun auf neuem Wege wieder aufgegriffen hat. Vom Abbruch diplomatischer Beziehungen zu Krieg ist es nur noch ein kleiner Schritt

Ein Schlüsselelement von Bidens Wahlstrategie besteht darin, seinerseits Trump von rechts anzugreifen, weil er nicht hart genug gegenüber Peking auftrete.


USA beschließen Politik für Regimewechsel in Peking
30. JULI 2020
von Peter Symonds

Am Montag stellte sich ein Leitartikel in der New York Times, die für die Demokraten spricht, voll hinter die aggressive Politik der Trump-Regierung gegenüber China. Die Times argumentierte lediglich, die Politik müsse effektiver und in sich geschlossener sein. Unter dem Titel „Chinas Ansprüche auf das Südchinesische Meer sind unrechtmäßig“ prangert die Zeitung chinesische „Aggression“ und „Schikane“ in „einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt“ an und unterstützt eine Erklärung Pompeos, in der er chinesische Gebietsansprüche in den umstrittenen Gewässern jüngst für „illegal“ erklärte. Das alles ist pure Heuchelei. Der Leitartikel lobt Pompeos Erklärung dafür, sie habe die USA mit dem Völkerrecht in Einklang gebracht.

Doch die USA selbst haben das Völkerrecht, von dem die Rede ist, nämlich das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen, nicht ratifiziert, während Washington gleichzeitig behauptet, dass Peking dagegen verstoße.

Zudem lobt der Leitartikel Präsident Obama. Er war es, der das Südchinesische Meer in einen gefährlichen globalen Krisenherd verwandelte, indem er Chinas Nachbarstaaten dazu aufforderte, ihre eigenen Ansprüche im Südchinesischen Meer geltend zu machen, und auf provokative Weise amerikanische Kriegsschiffe in den von China beanspruchten Hoheitsgewässern einsetzte….

Bezeichnenderweise macht der Leitartikel, ebenso wie Pompeo, einen Unterschied zwischen dem Kalten Krieg mit der Sowjetunion und der immer gefährlicheren Konfrontation Washingtons mit China. Im Artikel heißt es: „China ist ein wichtiger Handelspartner der Vereinigten Staaten und eines Großteils der restlichen Welt. Es befehligt kein Imperium und es ist unwahrscheinlich, dass seine Wirtschaft unter dem Gewicht westlicher Herausforderungen so zusammenbricht, wie es bei Moskaus Kommandowirtschaft der Fall war.“

Entsprechend kam Pompeo in seiner Rede zu dem Schluss, dass es keine Rückkehr zu einer Politik der „Eindämmung“ („Containment“) aus der Zeit des Kalten Kriegs oder der „friedlichen Koexistenz“, wie die stalinistische Bürokratie in der Sowjetunion die damalige Pattsituation bezeichnete, geben könne. Die Zurückweisung der „Containment“-Politik ist ein unheilvolles Warnzeichen. In den Debatten, die die herrschenden Kreise Amerikas im Verlauf der 1950er Jahren führten, wurde die Alternative zum „Containment“ als „Rollback“ bezeichnet. Dahinter stand die Strategie, die wirtschaftliche und militärische Macht des US-Imperialismus zu nutzen, um die Sowjetunion aggressiv zu untergraben und schließlich zu zerstören…..


Die USA sind militärisch und wirtschaftlich impotent
18. JULI 2020 
von Scott Ritter – http://www.antikrieg.com

Mike Pompeos Erklärung, dass Pekings Ansprüche im Südchinesischen Meer unrechtmäßig sind, wurde von einigen als dramatischer Schritt in Richtung Krieg angesehen. Aber es ist kaum mehr als Getöse, denn die Vereinigten Staaten von Amerika wissen, dass sie noch nicht zu militärischen Aktionen fähig sind.

Außenminister Mike Pompeo gab diese Woche eine Erklärung ab, in der er – als offizielle US-Politik Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer zurückwies und erklärte, es gebe keine rechtliche Grundlage für Chinas Ansprüche, und China beschuldigte, Einschüchterungstaktiken gegen Anrainerstaaten mit konkurrierenden Ansprüchen anzuwenden.
„Wir machen deutlich“, hieß es in der Erklärung, „dass Pekings Ansprüche auf Offshore-Ressourcen im größten Teil des Südchinesischen Meeres völlig unrechtmäßig sind, ebenso wie seine Mobbing-Kampagne, um sie zu kontrollieren. Die Welt wird nicht zulassen, dass Peking das Südchinesische Meer wie sein maritimes Imperium behandelt“.

Im Rahmen seiner selbst proklamierten Politik der „Neun-Strich-Linie“ beansprucht China etwa neun Zehntel des 3,5 Millionen Quadratkilometer großen Südchinesischen Meeres. Zusätzlich zur Geltendmachung von Gebietsansprüchen über bestehende Untiefen und Inseln hat China eine Reihe von befestigten, von Menschenhand geschaffenen Inseln errichtet, mit denen es seine Präsenz in der Region geltend macht.

Fünf Nationen – die Philippinen, Vietnam, Brunei, Malaysia und Taiwan bestreiten die Ansprüche Chinas und haben im Laufe der Jahre verschiedene rechtliche Anfechtungen eingereicht, von denen einige im Rahmen eines UN-Schiedsverfahrens als gültig anerkannt wurden.

Bis Pompeos Erklärung herausgegeben wurde, war die offizielle Politik der USA eine Politik der Neutralität bezüglich der Gebietsansprüche Chinas. Jetzt haben sich die USA auf dramatische Weise gegen China gestellt... Gestern sagte Großbritannien, Amerikas engster Verbündeter, dass es beabsichtige, einen seiner neuen Flugzeugträger in der Region zu stationieren, offenbar als Maßnahme gegen ein „zunehmend durchsetzungsfähigeres China“.

China hat in den letzten Monaten sein eigenes militärisches Arsenal öffentlich zur Schau gestellt, insbesondere zwei Klassen von Raketen, bekannt als DF-21 und DF-26, die aus naheliegenden Gründen den Spitznamen „Carrier Killers“ („[Flugzeug-]Träger-Killer“) erhalten haben. The Global Times, eine englischsprachige Zeitung unter der Schirmherrschaft der Kommunistischen Partei Chinas, nahm in einem Tweet, der als Reaktion auf die Stationierung der US-Fluggesellschaften veröffentlicht wurde, auf diese Raketen Bezug und bemerkte, dass „China über eine große Auswahl an Flugabwehr-Trägerwaffen wie DF-21D und DF-26 „Flugzeugträger-Killer“ #missiles verfügt. Das Südchinesische Meer ist vollständig in Reichweite der #PLA; jede Bewegung von US-Flugzeugträgern in der Region ist der PLA zugänglich.“
Der Informationschef der US-Marine, Konteradmiral Charlie Brown, antwortete mit einem Tweet und erklärte: „Und doch sind sie da. Zwei Flugzeugträger der US-Marine, die in den internationalen Gewässern des Südchinesischen Meeres operieren. #USSNimitz & #USSRonaldReagan lassen sich nicht einschüchtern #Nach unserem Ermessen“.
Admiral Browns Tiraden verschleiern die Realität, dass Raketen wie die DF-21 und DF-26, die als „Anti-Access/area denial“-Waffen (AA/AD) bezeichnet werden, ein neues Gesicht der maritimen Kriegsführung darstellen, das die US-Trägerkampfgruppe hinfällig macht….

In Pompeos Erklärung wurde nicht präzisiert, welche Konsequenzen zu ziehen die Vereinigten Staaten von Amerika bereit sind, falls China mit der aggressiven Durchsetzung seiner „Neun-Strich-Linie“-Behauptungen fortfährt, aus der einfachen Tatsache heraus, dass es keine sinnvollen Konsequenzen gibt, die verhängt werden können.

Pompeos Gepolter schien eher darauf abzuzielen, einen Keil zwischen China und seine Handelspartner der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) zu treiben, von denen viele im Südchinesischen Meer territoriale Streitigkeiten mit China haben, als einen Krieg zu beginnen.

China versucht seit Jahren, seine wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Beziehungen mit dem ASEAN-Block zu stärken, sehr zum Leidwesen der USA. In der Tat ist eines der Haupthindernisse für die Vereinigten Staaten von Amerika bei der Konfrontation mit China im Südchinesischen Meer die Zurückhaltung genau jener Nationen, die Pompeo in seiner Erklärung zu umwerben suchte, um die Beziehungen zu China zu entfremden, dessen Status als wirtschaftlich mächtigster Handelspartner der Region die meisten ASEAN-Nationen nicht ignorieren können.

Hier hat die überstürzte Entscheidung von Präsident Trump, sich 2018 aus der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) zurückzuziehen, die US-Politiker erneut heimgesucht – die ASEAN-Staaten haben keine praktikable, von den USA geführte wirtschaftliche Alternative und haben keine andere Wahl, als sich China zuzuwenden…

Die entscheidende Frage ist, inwieweit die Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres bereit sind, sich um die neue Erklärungspolitik der USA bezüglich Chinas Ambitionen im Südchinesischen Meer zu scharen. Da Pompeo weder über die militärische Stärke verfügt, um einen chinesischen Wandel zu erzwingen, noch über die wirtschaftlichen Mittel, um eine sinnvolle Alternative zu Chinas wirtschaftlichem Einfluss zu bieten, ist Pompeos Erklärung kaum mehr als leere Worte, die die wachsende Ohnmacht der USA verschleiern.




D