Anhänger von Verschwörungstheorien sind davon überzeugt, dass das große Kapital und finstere Mächte immer irgendwie verbündet sind. Auf Facebook kursieren daher Postings, die eine ganze Reihe diverser Verbindungen rund um Covid-19 behaupten – die wiederum «rein zufällig» bestünden. (hier archiviert)
BEWERTUNG: Eine ganze Reihe von Behauptungen über angebliche Verbindungen zwischen Pharmafirmen, Zentralbanken, Bill Gates und der Weltgesundheitsorganisation ist falsch.
In dem Posting wird behauptet, das «chinesische Labor in Wuhan» – gemeint ist offenkundig der angebliche Ausgangsort der Covid-19-Pandemie – gehöre dem Pharmakonzern Glaxo. Dieser wiederum sei im Besitz des Pharmakonzerns Pfizer.
Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) ist eine Aktiengesellschaft, die sich laut Nasdaq zu knapp 12 Prozent im Besitz institutioneller Anleger befindet, also beispielsweise Banken und Fondsgesellschaften. Die große Mehrheit des Aktienbesitzes ist weit gestreut. Pfizer befindet sich nicht im Besitz von Glaxo, sondern gehört zu knapp 70 Prozent großen institutionellen Anlegern.
Doe Konkurrenten GSK und Pfizer hatten am 1. August 2019 die Gründung einer gemeinsamen Firma namens GSK Consumer Healthcare mitgeteilt. Daran ist GSK mit 68 und Pfizer mit 32 Prozent beteiligt. Innerhalb von fünf Jahren soll dieses Joint Venture zu einer eigenen Firma und an der Londoner Börse gehandelt werden. Der Bereich Consumer Healthcare hat mit Impfstoffen und Medikamenten nichts zu tun, sondern bezeichnet bekannte Alltagsprodukte wie Fenistil, Otriven oder Zovirax (GSK), aber auch Voltaren und Sensodyne.
Mit dem «chinesischen Labor» in Wuhan ist offenbar das Labor gemeint, aus dem angeblich das Covid-19-Virus stammen soll. Tatsächlich ist die Herkunft des Virus bisher nicht eindeutig geklärt. Unstrittig ist jedoch, dass das Wuhan Institute of Virology, das eine Verantwortung für das Entstehen und/oder die Freisetzung des Virus stets bestritten hat, der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gehört.
Die US-amerikanische Fondsgesellschaft BlackRock verwaltet, anders als in dem Posting behauptet, nicht die Finanzen von Pfizer. Sie gehört lediglich sowohl bei GSK als auch bei Pfizer zur Gruppe der institutionellen Aktionäre.
BlackRock hat auch entgegen der Aussage des Postings nichts mit der Kontrolle der Zentralbanken der Welt zu tun. Diese befinden sich zumeist im staatlichen Besitz. Im Zusammenhang mit ähnlichen Behauptungen über die Bankiersfamilie Rothschild und deren behaupteter Kontrolle über die Zentralbanken der Welt werden Einzelheiten in einem Faktencheck vom 13. November 2020 erläutert.
Microsoft-Gründer Bill Gates ist nicht der größte Aktionär des Investmentunternehmens BlackRock – vielmehr ist BlackRock ein wichtiger Aktionär von Microsoft.
Die seit 2008 in Mainz ansässige Firma Biontech ist nicht als Hersteller von Impfstoffen gegründet worden. Sie entwickelt vielmehr als Dienstleister unter anderem für Pharmaproduzenten neue Technologien mit einem Schwerpunkt auf der Krebsbekämpfung. Dabei spezialisiert sich das Unternehmen auf die Nutzung der sogenannten mRNA (Boten-Ribonukleinsäure), die auch eine wichtige Rolle bei dem von Biontech entwickelten Impfstoff gegen Covid-19 spielt.
Biontech wird nicht von Bill Gates finanziert. Der größte Aktionär ist die Investmentgesellschaft Fidelity Management and Research. Jedoch hat die Bill und Melinda Gates-Stiftung im September 2019 rund 50 Millionen Euro in die Erforschung von Impfstoffen gegen HIV und Tuberkulose durch Biontech investiert, wie unter anderem das «Handelsblatt» berichtete. Dieses Forschungsvorhaben hat nichts mit Covid-19 zu tun.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist nicht in China ansässig, sondern hat ihren Sitz in Genf (Schweiz). Sie hat jedoch ebenso wie in anderen Ländern auch in China ein Büro.
Die Behauptung, «nicht ein einziges Land» habe China gebeten, «diese Pandemie zu beenden», ist ebenfalls abwegig. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte China am 20. April zu einem offenen Umgang mit der Entstehungsgeschichte des Virus aufgefordert. Anfang Mai verlangte der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) von China mehr Transparenz über das Virus. US-Präsident Donald Trump hatte die Vereinten Nationen im September aufgefordert, China wegen des Virus zur Rechenschaft zu ziehen.
Bei dem Posting handelt es sich also um eine Sammlung falscher Behauptungen.