Sonntag, 17. März 2019

Warum der US-Dollar ins Taumeln gerät


20.11.2018
Natalja Dembinskaja

Im Oktober erlebte der US-Aktienmarkt einen großen „Ausverkauf“. Der Börsenindex S&P500 verlor acht Prozent, der High-Tech-Index NASDAQ sogar 9,2 Prozent. Das löste einen „Domino-Effekt“ in Europa und Asien aus: Die gesamten Verluste aller Börsen erreichten knapp fünf Billionen Dollar.
Der Grund für den „Ausverkauf“ in Amerika: Die Investoren befürchten eine neue Anhebung der Leitzinsen. Denn die jüngste Verschärfung der Geld- bzw. Kreditpolitik der Federal Reserve führte zur Erhöhung der Rentabilität der langfristigen Staatsanleihen und der Hypothekarzinsen – und letztendlich wurden weniger Immobilien gekauft.
In diesem Jahr erhöhte die Fed dreimal den Leitzins – und das ist offenbar noch nicht das Ende. Laut der Prognose der Bank Goldman Sachs wird die US-Notenbank zu dieser Maßnahme bis Ende 2019 noch fünfmal greifen. Das ist doppelt so viel wie der Markt erwartet. Die Hauptargumente sind: Die US-Wirtschaft erholt sich allmählich, und deshalb ist eine „stimulierende Politik“ nicht mehr nötig.
Die Wahrscheinlichkeit einer neuen Leitzinserhöhung wird auch durch die Inflation provoziert. Laut Experten der Yale University beginnt in Amerika gerade ein Inflationsanstieg, nicht zuletzt wegen der jüngsten Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und vielen anderen Ländern.
Der Experte Stephen Roach von der Universität, der früher Morgan Stanley Asia geleitet hatte, erwartet im kommenden Jahr eine Inflationsrate von bis zu 3,5 Prozent. Und das bedeute, dass die Federal Reserve den Leitzins erhöhen müsste.
Trump gegen Federal Reserve
US-Präsident Donald Trump ist verärgert über die aktuelle Politik der US- Notenbank. Im Oktober nannte er die Federal Reserve „die größte Gefahr für die Wirtschaft“. Außerdem gefällt dem US-Staatschef nicht, dass die Federal Reserve eine unabhängige Struktur ist, auf die das Weiße Haus keinen Einfluss hat.
Wenn die Fed die Leitzinsen erhöht oder andere Maßnahmen zwecks Verschärfung der Geld- bzw. Kreditpolitik ergreift, bleibt im Finanzsystem immer weniger „billiges Geld“.
Je höher die Leitzinsen sind, desto teurer sind die Kredite für die Geschäftskreise. Das bedeutet, dass Unternehmer Löhne bzw. Gehälter ihrer Arbeitnehmer nicht erhöhen, ihre Investitionen reduzieren, während Aktienbesitzer mit geringeren Dividenden rechnen müssen. Und angesichts dessen werden die Wertpapiere von Unternehmen weniger attraktiv.
Erste Opfer
Nach Angaben der OECD ist der Anteil der „Zombi-Unternehmen“, die keine Gewinne generieren und nur dank Krediten überleben, in den vergangenen Jahren auf sechs Prozent gestiegen. Und das ist ein sehr beunruhigendes Zeichen, findet der Analyst Andrej Kotschetkow („Open Broker“).
Eines der Opfer der Leitzinserhöhung wurde einer der größten amerikanischen Konzerne: General Electric. „Die Finanzergebnisse des Giganten sind wesentlich schlechter geworden, aber das ist noch nicht alles: Sein Börsenwert wurde inzwischen niedriger als seine korporativen Schulden (110 Milliarden Dollar). Die Unternehmen werden immer weniger Geld für die Entwicklung haben, weil sie beträchtliche Mittel in das Bedienen ihrer Schulden stecken müssen. Dementsprechend ist das Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten“, erläuterte Experte Kotschetkow.
Gefährlicher Anstieg

Die Erhöhung der Leitzinsen durch die Federal Reserve führt zum Anstieg der Rentabilität der US-Staatsanleihen, unter anderem der zehnjährigen Wertpapiere, an die die Bankkredit- Hypothekarzinsen gebunden sind. Dementsprechend geht die Kaufkraft der Bevölkerung zurück.
Die hohe Rentabilität ermöglicht es, größere Investitionen heranzuziehen. Aber auch diese Medaille hat ihre Kehrseite.Analysten der Bank of America Merrill Lynch warnten bereits:

Der Anstieg der Leitzinsen in den USA könnte eine neue Krise provozieren. Investoren verkaufen schon seit einem Jahr Wertpapiere der Entwicklungsmärkte. Der Grund: die Erhöhung der Leitzinsen durch die Federal Reserve, weshalb der US-Dollar stärker wird.Die aktuelle Situation erinnert nach Einschätzung der Experten an die Situation vor etwa 20 Jahren, als Investoren hochriskante Staatsanleihen der Schwellenländer im großen Stil abstießen..
https://de.sputniknews.com/wirtschaft/20181120323030649-druck-us-dollar-leitzinsen/

Goldbarren und DollarHegemon am Ende? USA erkennen Erfolge Russlands bei Dollar-Verzicht an
13.11.2018
Natalja Dembinskaja

Russland geht bei der Entdollarisierung der Wirtschaft in den Turbo-Modus, schreibt die größte US-Wirtschaftszeitschrift „The Wall Street Journal“.
Laut der Zeitung sind die Erfolge Moskaus bei der Reduzierung der Dollar-Rolle in der russischen Wirtschaft beeindruckend.

Der Handelsumsatz in Nationalwährung alleine mit China stieg in den letzten Jahren um das Vierfache. Laut der Zeitung wird der Verzicht auf den Dollar systematisch, und die Unberechenbarkeit der Außenpolitik Washingtons wird gefährlich für die USA selbst.
Der russische Plan zur Entdollarisierung der Wirtschaft, der vom Finanz- und Wirtschaftsministerium und der Zentralbank entwickelt wurde, soll bis zum Jahresende veröffentlicht werden. Bekannt ist, dass er Steuerermäßigungen und andere Präferenzen für Firmen umfassen wird, die Rubel beim Zahlungsverkehr nutzen. Dazu gehören eine beschleunigte Rückzahlung der Mehrwertsteuer für Exportlieferungen sowie die allmähliche Aufhebung der Forderung nach Rückbringung der Exportgewinne.
Das Dokument soll die russische Anti-Dollar-Strategie endgültig festlegen, doch bereits jetzt bringen die unternommenen Schritte ziemlich konkrete Ergebnisse.„Der Anteil der Einlagen von privaten Personen und Firmen in ausländischer Währung in russischen Banken ist im September auf 26 Prozent von den Höchstwerten 2016 (37 Prozent) gefallen. Der Anteil der Exporteinnahmen in Dollar sank auf 68 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres von 80 Prozent im Jahr 2013“, schreibt „Wall Street Journal“.
Der Regierungsplan zur Entdollarisierung der Wirtschaft sieht ebenfalls die Förderung des Wechsels russischer Unternehmen zum Zahlungsverkehr in anderen Währungen bei Export und Import vor. Größte Akteure zeigen die Bereitschaft, bei Verrechnungen mit ausländischen Partnern auf den Dollar zu verzichten.
Wie Reuters unter Berufung auf Quellen in der Öl- und Gasbranche schreibt, wollen Gazprom und Surgutneftegaz bei allen Transaktionen mit dem Westen von Dollar zu Euro wechseln.Besonders harte Verhandlungen werden von westlichen Ölfirmen und Händlern in den letzten Wochen geführt, wobei Details zu Verträgen für 2019 besprochen werden, so Reuters. Damit senkt die russische Ölbranche das Risiko der Verluste bei möglichen weiteren Sanktionen.
Der Verzicht auf den Dollar bei Zahlungen für die wichtigste Exportware Öl ist ein wichtiger Schritt, zu dem Russland bereit ist. Analysten zufolge kann die US-Währung schon jetzt aus dem Zahlungsverkehr mit China, der Türkei und dem Iran ausgeschlossen werden, was den allgemeinen Trend nur festigt.
Russland und China als Vorbild
„Russland schließt sich der wachsenden Zahl der Länder an, die der Hegemonie der US-Währung Widerstand leisten wollen“, so die Zeitschrift „Wall Street Journal“. Allerdings stimmt diese Formulierung nicht ganz.
Russland schließt sich nicht an, sondern agiert zusammen mit dem größten Handelspartner China als Vorbild bei der Reduzierung der Dollar-Abhängigkeit.
Im vergangenen Jahr machte der russische Handelsumsatz mit den USA 23,6 Milliarden Dollar aus, mit China waren es 84,9 Milliarden Dollar (ein Anstieg um 20,8 Prozent). Für die US-Währung bleibt immer weniger Platz.
Der Anteil der Verrechnungen in den Nationalwährungen (Rubel und Yuan) im Handel mit China stieg in vier Jahren fast um das Vierfache auf 19 Prozent und wächst weiter.
Eine Absichtserklärung zum Wechsel zu den Nationalwährungen beim gegenseitigen Zahlungsverkehr wurde von Russland und China bereits 2013 unterzeichnet. Die Aufgabe bestand darin, die Grenzüberquerung der Waren zu erleichtern und die Einwände zu reduzieren. Doch das System funktionierte nicht im vollen Ausmaß. Viele Unternehmer zahlten weiterhin in Dollar, China stellte sogar Ermäßigungen für Dollar-Operationen bereit. Jetzt ist die Situation eine andere.

Moskau und Peking sind nun bereit, die Tür für den US-Dollar zuzumachen. Ein Abkommen über Zahlungen in den Nationalwährungen kann bis Jahresende unterzeichnet werden.Nach Einschätzung der Experten werden die Zahlungen in Nationalwährungen demnächst bis zu 40 bis 50 Prozent der Deals mit China umfassen. Es handelt sich vor allem um Lieferungen von Lebensmitteln und Produkten der tiefen Ölverarbeitung sowie Rohstoffen – Öl, Gas und Rohholz aus Russland.
Türkei, Indien und Co.
Jetzt entfallen 70 Prozent der Deals im Welthandel auf Dollar, doch demnächst muss der Dollar den Appetit zügeln. Im Antidollar-Block gibt es immer mehr Teilnehmer – alle, die von Sanktionen betroffen und wegen der aggressiven und chaotischen Außenpolitik Washingtons müde sind.
2017 vollzog die Türkei fast neun Prozent seiner Russland-Exporte in der Nationalwährung und will diese Menge ausbauen. Wie es im Verband der Exporteure der Türkei hieß, ist Ankara bereit, jedwede Mittel und Mechanismen beim Handel einzusetzen, um den Anteil der Verrechnungen in Nationalwährungen auszubauen – diese Aufgabe wurde von türkischen Spitzenpolitikern gestellt.
Zum Zahlungsverkehr in Nationalwährungen wechselt Russland auch beim Handel mit Indien – dem größten Partner im militärtechnischen Bereich. Ende Oktober wurde nach langjährigen Verhandlungen ein Vertrag zur Lieferung von S-400-Systemen unterzeichnet. Der Vertrag im Wert von 5,43 Milliarden Dollar wurde in Rubel abgeschlossen.
Die Türkei und Indien wollen zum Zahlungsverkehr in Lira und Rupien wechseln. „Export- und Importoperationen können in den Nationalwährungen erfolgen, was den negativen Einfluss der Schwankungen von Währungskursen senken würde“, sagte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Wie der türkische Staatschef präzisierte, steht der Atombereich als erster in der Reihe.
US-Analysten warnen – der Trend der Entdollarisierung wird sich weiter stärken. „Die Unberechenbarkeit der jetzigen Außenpolitik der USA bedeutet, dass immer mehr Länder das infrage stellen, worüber sie sich früher keine Gedanken gemacht haben“, sagte Thomas Flury von UBS Global Wealth Management.

Weg von der Spitze
Laut einer Prognose der Weltbank werden gemeinsame Anstrengungen der „restlichen Welt“ im Ergebnis dazu führen, dass der Dollar nicht mehr die Hauptrolle im Weltfinanzsystem spielen wird. Er wird durch ein System aus drei Währungen abgelöst – Euro, Dollar und am wahrscheinlichsten Yuan.
https://de.sputniknews.com/kommentare/20181113322947055-dollar-verzicht-vorteil-russlands-wirtschaft/verbunden


Strike back against the Empire: Russland, Indien und China verzichten auf US-Dollar
08.11.2018
Alexander Lesnych

Russlands Vizepremier Juri Borissow hat berichtet, dass Indien die Luftabwehrsysteme des Typs S-400 Triumph in Rubel bezahlen wird. Auch China ist dabei: Laut dem Chef der Vneshekonombank, Igor Schuwalow, kann das Abkommen über den Zahlungsverkehr in Nationalwährungen bereits bis Jahresende unterzeichnet werden.
Welche Vorteile die Entdollarisierung des Außenhandels für Russland bedeutet und wer noch bereit ist, sich dem Zahlungsverkehr in Nationalwährungen anzuschließen – das erfahren Sie in diesem Artikel.
Eine Rote Karte für den Dollar
Der Vertrag für die Lieferung der S-400-Systeme wurde am 5. Oktober während des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Neu-Delhi unterzeichnet. Experten schätzen den Wert des Rüstungsdeals auf fünf Milliarden Dollar. Nach dem Wechselkurs der Zentralbank sind das 331 Milliarden Rubel.
Der größte und offensichtlichste Vorteil für beide Länder beim Handel in den Nationalwährungen besteht im Wegfallen von großen Schwankungen bei der Umrechnung.
So kostete ein Rubel am 1. Januar 0,89 Rupien, zehn Monate später 0,88 Rupien. Der maximale Kurs innerhalb des Jahres lag bei 0,98 Rupien, der minimale bei 0,85. Das heißt, dass der Korridor der Volatilität in diesem Jahr 0,13 Rubel ausmachte.
Zum Vergleich: Am 1. Januar kostete ein US-Dollar 57,04 Rubel, am 1. November bereits 65,6 Rubel. Der Höchstwert in diesem Jahr lag bei 69,9 Rubel, der Mindestwert bei 55,6. Der Korridor der Volatilität liegt bei 14,3 Rubel. Der Unterschied nach dieser Kennzahl zwischen den Paaren Rubel-Dollar und Rubel-Rupie liegt bei 11.000 Prozent.

Ein weiteres Problem bei gegenseitigem Zahlungsverkehr in Dollar ist die hohe Wahrscheinlichkeit von Sanktionen.Indische Medien berichteten im April, dass Finanzstrukturen Neu-Delhis rund zwei Milliarden Dollar einfrieren ließen, die für die Bezahlung von kritisch wichtigen Projekten flossen, darunter zur Reparatur des bei Russland gepachteten U-Boots „Chakra“ (Projekt Schtschuka-B).
Der Grund: Das Weiße Haus setzte den russischen Rüstungsexporteur Rosoboronexport auf die Sanktionsliste. Für die Finanzinstitutionen bedeutet das de facto ein Verbot für jede Verrechnung in US-Währung.
Doch wie die Praxis zeigt, nimmt die Weltgemeinschaft die Drohungen Trumps nicht mehr ernst. Indien zieht es vor, die Beziehungen mit dem zuverlässigsten Partner im Bereich der militärtechnischen Zusammenarbeit und Waffenlieferungen aufrechtzuerhalten – mit Russland.
Nach Angaben des Stockholmer Instituts für Friedensforschung SIPRI lieferte Russland von 2007 bis 2017 Waffen im Wert von 24,5 Milliarden Dollar an Indien, die USA nur für 3,1 Milliarden Dollar.
Der Handel zwischen Russland und Indien umfasst nicht nur Waffenlieferungen, deren Umfang 2017 rund 1,9 Milliarden Dollar ausmachte (vor dem Hintergrund des gesamten Handelsumsatzes von 9,1 Milliarden Dollar). Laut Borissow könnten auch zivile Erzeugnisse in den Nationalwährungen bezahlt werden.

„Der Anteil der Export-Zahlungen in Rubel beläuft sich auf 20 Prozent, bei den Import-Zahlungen sind es rund 21 Prozent“, so der russische Vizepremier. „Das sind gute Zahlen, doch wir werden den Zahlungsverkehr in den Nationalwährungen als Instrument zur Lösung des Problems von ausfallenden Zahlungen ausbauen. Das betrifft auch die Verträge für die militärtechnische Zusammenarbeit.“
Auch Peking ist dabei
Der Chef der Vneshekonombank, Igor Schuwalow, berichtete Anfang Oktober, dass Russland und China eigene Kanäle für das Zusammenwirken haben. Ihm zufolge ist Peking in der jetzigen Situation ebenfalls daran interessiert, sie tatsächlich zu nutzen.
„Wir verstehen, wie dieses Schema funktionieren soll, es soll in einem Abkommen beschrieben werden. Die chinesische Seite ist nicht weniger und vielleicht sogar mehr daran interessiert, ein solches Abkommen in kürzester Zeit zu unterzeichnen. Das wurde gestern von Chinas Staatschefs geäußert“, sagte Schuwalow zu den Ergebnissen der Regierungskonsultationen mit Peking.
Schuwalow zufolge finden in den kommenden Wochen bilaterale Konsultationen statt, bei denen endgültig beschlossen wird, wie das Zusammenwirken zwischen den Finanzorganisationen beider Länder erfolgen soll und wer die Rolle des bevollmächtigten Betreibers in Moskau und Peking übernehmen wird.
Wann verzichten Russland und China auf US-Dollar?
Die Dynamik des Rubel-Yuan-Wechselkurses ähnelte in diesem Jahr eher dem Verhältnis zwischen Rubel und Rupie als zwischen Rubel und Dollar. Am 1. Januar kostete ein Yuan 8,74 Rubel, am 1. November 9,4 Rubel. Der Höchstwert betrug 10,1 Rubel, der niedrigste Wert 8,72 Rubel.
Damit machte der Korridor der Volatilität zwischen Rubel und Yuan nur 1,38 Rubel gegenüber 14,3 zwischen Rubel und Dollar aus. Wie auch im Fall Indien bedeutet das für das Geschäft ein geringeres Risiko von Kursverlusten.
Zum Verzicht auf den Zahlungsverkehr in US-Dollar zwischen Moskau und Peking bewegt auch der gegenseitige Handelsumsatz, der im vergangenen Jahr bei 84,9 Milliarden Dollar lag. Der Handelsumsatz zwischen Russland und den USA belief sich auf 23,6 Milliarden Dollar, der Unterschied liegt bei fast 360 Prozent.
Moskau, Peking und Neu-Delhi zeigen an ihrem Beispiel der ganzen Welt, wie man sich von der Dollar-Abhängigkeit befreien kann. Bemerkenswert ist dabei, dass alle drei Länder die größten wirtschaftlichen Entwicklungspotenziale haben, während die Wirtschaft der USA bereits entwickelt ist. Das heißt, dass gegenseitiger Zahlungsverkehr in den Nationalwährungen die Aussicht auch für andere Schwellenländer eröffnen und den Welthandel endgültig von der Dollar-Abhängigkeit befreien könnte.
https://de.sputniknews.com/kommentare/20181108322893864-kampf-gegen-us-dollar/


Moody’s erklärt Geheimnis der Dollar-Macht, unterschätzt aber ein Risiko
14.09.2018

Nur der US-Dollar könne derzeit eine einfache Handhabung und den Preisvorteil im internationalen Handel gewährleisten, sein Anteil an den globalen Reserven bleibe unerreichbar für alternative Währungen, so Moody’s Investors Service. Wie die russische Zeitung „RBC“ unter Berufung auf eine neue Studie schreibt, werden Jahrzehnte vergehen, bis die Zentralbanken diese Verhältnisse im Welthandel ändern können.
Viele regionale Währungen gewinnen derzeit an Stärke, mehrere Länder bemühen sich, bei gegenseitigen Zahlungen zu den Nationalwährungen überzugehen. Im Ergebnis könnte der Bedarf am Dollar sinken, besonders angesichts der Intensivierung des regionalen Handels und der wachsenden Rolle des Yuans als Reservewährung.
Moody’s positioniert sich mit seiner Einschätzung gegen die BRICS-Länder, die bei gegenseitigen Zahlungen zu Nationalwährungen wechseln wollen und die Reservefunktion des US-Dollar infrage stellen. Zweifel an der Zukunft des US-Dollars tauchten vor allem wegen der US-Sanktionen auf, vor allem beim BRICS-Gipfel in Johannesburg im Juli.
Laut Moody’s-Experten wird der Dollar die wichtigste globale Reservewährung bleiben. Auf den US-Dollar entfallen 63 Prozent der globalen Währungsreserven, gefolgt vom Euro (20 Prozent). Der Anteil anderer Währungen liegt bei weniger als fünf Prozent.

Zu den Faktoren, die die Stärke des US-Dollars sichern, gehören die Größe der US-Wirtschaft, die Rolle Amerikas in der Weltwirtschaft, die Transparenz des US-Finanzmarkts sowie die Voraussagbarkeit und Zuverlässigkeit der Geldpolitik. Zudem soll die aktuelle Struktur der US-Wirtschaft ihre Stabilität gegenüber dem Handelsdefizit sichern.
Dass die Agentur bei den kontroversen Diskussionen den Dollar verteidigt zeigt, dass offizielle sowie inoffizielle Institutionen die US-Währung schützen, sobald deren Abwertung bedroht ist.
Schon seit zehn Jahren wird fast pausenlos darüber diskutiert, doch der US-Dollar sei nicht kleinzukriegen, so die Analystin Anna Bodrowa von Alpari. Der Yuan würde noch einige Zeit brauchen – sieben bis zehn Jahre – um zu einer Top-Währung im internationalen Handel aufzusteigen. Solange die chinesische Währung steuerbar und von der Zentralbank Chinas abhängig sei, könne keine Rede von einer globalen Herrschaft sein. Der Euro werde dabei wegen seiner Beweglichkeit nicht erörtert, so die Analystin.
Als Konkurrent könnte langfristig das britische Pfund Sterling infrage kommen, doch wegen dem Brexit seien seine Aussichten für die kommenden fünf Jahre ungewiss. Wie sich nun zeigt, gibt es keine realen Konkurrenten für den US-Dollar, obwohl sein Anteil am Welthandelssystem abnimmt, weil Länder zu Verrechnungen in Nationalwährungen wechseln.
Andere Länder haben Möglichkeiten, den Dollar zu verdrängen
Zu den Vorteilen des Dollars, die von Moody’s-Experten aufgezählt wurden, gehöre auch die Tatsache, dass die Preise für viele Rohstoffe in Dollar gebildet würden und der Handel auch in Dollar abgewickelt werde, sagte die Finanzberaterin Schanna Kulakowa von TeleTrade. Es gibt sogar den Begriff Petrodollar. Einige meinen, dass nach der Aufhebung des Goldstandards der Dollar wegen der globalen Ölnachfrage auf sicheren Beinen steht. Der Rückgang des Dollar-Anteils in der Weltwirtschaft könnte unter anderem wegen eines Wechsels zu Öl- und Gas-Zahlungen mit anderen Währungen möglich sein. Doch sind die Öl-Exporteure und –Importeure überhaupt dazu bereit? Der Zustrom von Exportgeldern in ausländischer Währung ist einer der Faktoren, die die Stabilität der Nationalwährung des Exportlandes sichern.
Der Übergang zu Verrechnungen in alternativen Währungen betreffe nicht nur den Ölmarkt, sondern auch andere Waren und Dienstleistungen, so die Analystin. Die größten Importeure und Exporteure neben den USA sind Länder wie China, Japan, Südkorea, Hongkong, Großbritannien sowie einige Länder der Eurozone. Gerade diese Länder verfügen über die größten Möglichkeiten, den Anteil des Dollars bei internationalen Verrechnungen zu beeinflussen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Struktur der globalen Währungsreserven. Über die größten Reserven verfügen China, Japan, Saudi-Arabien, Russland, Brasilien, Indien und einige andere Länder. Sie können die Struktur ihrer Reserven maßgeblich ändern und den Dollar-Anteil kürzen. Doch man sollte sich daran erinnern, dass die Liste der alternativen Währungen von IWF-Methodologie strikt beschränkt ist und die Reserven eine sehr wichtige Substanz sind. Der US-Dollar hat sich als zuverlässiges Instrument bei der Bildung von finanziellen Air-Bags auf staatlicher Ebene bewährt.
Andere Länder verfügen zwar über die Möglichkeiten, den Dollar unter Druck zu setzen, doch zeigen sie keine große Eile. Einzelne Versuche Chinas, Irans, Russlands und anderer Länder bringen bislang kein spürbares Ergebnis. Man muss zugeben, dass es bequem und zuverlässig ist, vorwiegend den Dollar zu nutzen.
Eine reale Konkurrenz könnte wohl nur der Yuan bieten – er hat den Status einer Reserve-Währung. China ist einer der größten Teilnehmer des globalen Ölmarktes und im internationalen Handel. Zudem verfügt es über enorme Gold- und Währungsreserven. Allerdings ist das Vertrauen zum Yuan nicht allzu groß, das ist eher eine politische Frage – in der heutigen Welt hat man nicht viel Vertrauen zum Kommunismus.
Moody’s habe also recht, wenn es behauptet, dass der Dollar in absehbarer Zukunft die Reservewährung und dominierende Währung bleiben werde, so der Experte des Internationalen Finanzzentrums, Wladimir Roschankowski. Doch in welchem Umfang – das wird von den USA selbst abhängen.
Die Sanktionsrisiken in US-Dollar wachsen proportional mit der Häufigkeit seines Einsatzes als Sanktionspeitsche.
Dabei handelt es sich nicht um ein isoliertes Problem Russlands bzw. des Irans, sondern auch um ein Problem der nichtamerikanischen Weltwirtschaft, und auch der europäischen (man sollte sich an die Sanktionen gegen die Deutsche Bank und gegen BNP Paribas erinnern).
Moody’s unterschätze die Hedging-Instrumente für Währungsrisiken, die die Minimierung der Verluste bei der Senkung der Kurse der Nationalwährungen ohne internationale Transaktionen via Dollar ermöglichen, so der Experte.
https://de.sputniknews.com/zeitungen/20180914322314829-dollar-macht-handel-moodys/