29.12.2020
von Charles Hugh Smith
Eine große Anzahl von Menschen lebt in
Blasen, die kurz vor dem Platzen stehen.
Die größte Blase ist jene, die von Menschen bewohnt
wird, die selbstgefällig an Zeitreisen glauben. Soll heißen, dass die Welt
von 2019 den Albtraum von 2020 ersetzen wird und wir uns alle wieder
unserem sorgenfreien, Kredit-finanzierten Konsumwahn und den Illusionen eines
stetig größeren Reichtums widmen können.
Je größer das Gefühl der Sicherheit, desto
haltbarer ist die Blase.
Die oberen 10% jener Amerikaner, die praktisch in den letzten
20 Jahren alle Gewinne aus Einkommen und Reichtum eingestrichen haben, sie
leben in einer Blase, die sie für unzerstörbar halten: Egal welche Probleme
auch kommen, ihr persönliches Einkommen und ihr Reichtum wird von der
Regierung, der Zentralbank usw. gesichert.
Anders ausgedrückt: Die oberen 10% sind
zuversichtlich, dass ihre Position an der Spitze der Reichtumspyramide sicher
ist, komme was da wolle.
Jede kleine Delle bei den Aktien, den Immobilien, den
Futures für Feldermaus-Guano usw., die ihren persönlichen Reichtum abschmelzen
lassen (was für ein Horror!), wird sofort aufgekauft, weil die Federal Reserve
ein paar weitere Billionen Dollar drucken und in ihre riskanten Anlagen
umleiten wird, so wie die Fed es die letzten 20 Jahre getan hat.
Jedes Problemchen beim schnellen
Kohlemachen, das die oberen 10% finanziert – lokale und
staatliche Regierung, Universitäten, Big Tech, Big Pharma,
Verteidigungsministerium, Wall Street, Hedge-Fonds, Risikokapital, usw. – wird
mit Billionen von geliehenen oder gedruckten Dollars durch das
Finanzministerium oder die Fed gelöscht. Egal, welches Problem auftaucht, die
Lösung – mehr Billionen – ist nur ein paar Tastenanschläge entfernt.
Die oberen 10 % vertrauen sehr auf die gottgleichen Kräfte dieser Agenturen
und Lösungen:
Die Vorstellung, dass diese "Lösungen" zu
unlösbaren Problemen werden, ist nicht nachvollziehbar, genauso wie ein
Rückgang der Vermögenswerte, der sich nicht innerhalb von drei Wochen dank der
Intervention der Fed erholt, außerhalb des Bereichs des Möglichen liegt.
Die oberen 10 % sind auch sehr zuversichtlich, dass ihre Position an der
Spitze des Haufens richtig ist.
Dass ihre Position an der Spitze des Haufens
größtenteils das Ergebnis eines Netzes von Privilegien und einer langen Reihe
von außerordentlichem Glück ist, kommt in ihrer Blase überhaupt nicht vor; in
ihrer Blase sind ihr Reichtum, ihr Status, ihr Prestige und ihr Einkommen
allesamt das Ergebnis harter Arbeit und Verdienste.
Während dies sicherlich für einige zutrifft, ist es nicht für alle wahr, und
selbst diejenigen, die sich ihren Weg an die Spitze auf die harte Tour erkämpft
haben, erkennen nicht, dass ihr Erfolg in den letzten 20 Jahren (und wohl auch
in den letzten 50 Jahren) größtenteils das Ergebnis einer finanzierten
steigenden Flut war, die alle Boote anhebt. In einem Bullenmarkt in praktisch
allem (außer Rohstoffen) ist jeder ein hart arbeitendes Genie, das alles durch
Leistung bekommen hat.
Zusätzlich zu diesem kurzsichtigen Glauben, dass ihr Erfolg das Ergebnis ihrer
eigenen Bemühungen ist und nicht das Ergebnis einer Flut aus
Finanzialisierung, sind die oberen 10 % ebenso blind für die toxischen
Konsequenzen der Ungleichheit von Vermögen und Einkommen, von der die wenigen
auf Kosten der vielen so reichlich profitiert haben. Die Vorstellung,
dass die unteren 90% sich gegen das finanzielle/politische System auflehnen
könnten, das die bereits Wohlhabenden seit einer Generation begünstigt, liegt
für die oberen 10% außerhalb des Bereichs des Möglichen.
Aber die Gezeiten laufen nicht ewig in eine Richtung, und eine Revolte gegen
die beispiellose Ungleichheit, die die oberen 10% stark begünstigt, ist nicht
"unmöglich", sondern eine Gewissheit.
Die oberen 10 % sind es gewohnt, für ihre Leistungen,
ihr Fachwissen, ihre klugen Investitionen und ihren beruflichen Scharfsinn
bewundert und respektiert zu werden. Sie haben sich daran gewöhnt, sich selbst
als die essentielle Technokratenklasse zu betrachten, die das US-System am
Laufen hält.
Das Problem mit dieser selbstbeweihräuchernden Perspektive ist, dass das
U.S.-System jetzt eher dem Prozess als den Ergebnissen unterworfen
ist. Die Technokratenklasse wurde darauf trainiert, unnötig komplexen
Prozeduren und Compliance-Prozessen zu folgen, um beruflich aufzusteigen,
während sie die Verantwortung für die zunehmend trostlosen Ergebnisse von
Amerikas aufgeblähten, sklerotischen, von Insidern dominierten Systemen
vermeiden.
All diese unnötige Komplexität wird über Bord geworfen werden, sobald das
Drucken/Borgen von Billionen zum Problem und nicht zur Lösung wird.
Die unteren 90% werden nicht nur eine gerechtere
Verteilung von Einkommen und Vermögen fordern, sondern auch ein System, das
tatsächlich für das größere soziale Wohl funktioniert und nicht für Insider,
Parasiten, Blutsauger und Technokraten, die den Sieg nicht aufgrund von
Ergebnissen, sondern aufgrund ihres Erfolgs beim Befolgen von genehmigten
Prozessen/Narrativen erklären.
Sobald Kosten gesenkt werden müssen und Ergebnisse Vorrang vor Prozessen
haben, wird ein Großteil der Technokratenklasse durch automatisierte Software
ersetzt werden.
Diejenigen, die übrig bleiben, werden dafür geschätzt,
dass sie Ergebnisse erzielen, egal mit welchen Mitteln, bis hin zum Ignorieren
aller Compliance-Verfahren und bürokratischem Kästchendenken.
Die oberen 10% – die Klasse der
Rentiers und Technokraten – werden feststellen, dass die unteren 90%
ihre Miete, Versicherungen usw. nicht mehr bezahlen können –
all die "Dienstleistungen", die die oberen 10% beschäftigen und
bereichern. Mit anderen Worten, die Verluste, die durch die unproduktive
Komplexität entstehen, werden letztendlich die oberen 10% treffen, von denen
viele vor den Marktkräften und Risiken geschützt waren.
Schließlich wird der Besitz von
Vermögenswerten der oberen 10 % durch die Deflation von Vermögenswerten
vernichtet werden, da eine Insolvenz nicht mehr durch Liquidität überspielt
werden kann.
Vermögenswerte, die die Grundlage des Reichtums der
oberen 10 % bilden (von denen die unteren 90 % nur sehr wenig besitzen), werden
wertlos, da sich der Phantom-Reichtum in Luft auflöst, aus der er stammt.
Die oberen 10% glauben, dass sie
unantastbar sind, sicher und geschützt in ihren Vermögens-Rettungsbooten, und
der Untergang der 90% wird sie nicht betreffen. Die Blase der oberen 10% ist
dabei zu platzen.
Nicht nur, dass sich ihre Rettungsboote als instabil
erweisen werden, jede Ebene der Regierung wird hinter dem her sein, was noch
übrig ist, da die Steuern auf praktisch jede Form von Einkommen und Vermögen
steigen werden.
Im Gegensatz zu den unteren 60%, die nur
wenige Illusionen über die zügellose Ungerechtigkeit und den Raubbau in der
realen Welt Amerikas haben, besteht die Blase der oberen 10% zu 90% aus
Illusion, gewürzt mit 10% absoluter Verblendung.
Die Bequemen sind dabei, etwas von dem Unbehagen zu
erfahren, das für die unteren 60% Alltag ist, und ein zunehmender Prozentsatz
der nächsten 30%, die immer noch Fantasien von Mittelklasse-Sicherheit
anstreben, wird feststellen, dass soziale Mobilität eine Rolltreppe nach unten
ist.
Wir können Reichtum nicht drucken oder
leihen, damit er existiert. Alles, was wir drucken oder
leihen können, sind Kunstgriffe, Phantomdarstellungen von illusorischem
"Reichtum", der sich in Luft auflösen wird, in einer Umkehrung der
Art und Weise, wie das "Geld" geschaffen wurde – nämlich aus der
Luft.
Wenn die Blase der obersten 10 % im Jahr
2021 platzt, wird der Verlust der Illusionen und Wahnvorstellungen von
Sicherheit und Reichtum für all diejenigen, die geglaubt haben, dass
Kunstgriffe und illusorischer "Reichtum" real sind, erschütternd
sein.
Was real ist, ist die Flut der Finanzialisierung und
Globalisierung, die sich vor über einem Jahr umkehrte. Die Flut läuft jetzt ab,
aber nur wenige, die ihren "Reichtum" in Rettungsboote verladen,
haben es bereits bemerkt.
https://charleshughsmith.blogspot.com/2020/12/the-top-10s-bubble-is-about-to-burst.html