Mittwoch, 24. Februar 2021

Die Pandemie der Umverteilung

 

23. Februar 2021

von Ivan Atoman

Steter Tropfen höhlt das Gehirn. Monatelang informieren alle Mainstream-Medien permanent über den Nachweis viraler RNA beziehungsweise DNA mit Hilfe des PCR-Tests — meistens anschaulich bebildert durch Grafiken.

Auf dieser Basis werden Geschäfte geschlossen, Menschen eingesperrt, wird der soziale Austausch gesetzlich auf ein Minimum reduziert. Das Leben beschränkt sich auf die Privatwohnungen, ein Großteil der Werktätigen in der westlichen Welt muss nun zu Hause ein Büro einrichten. Nach der Arbeit findet das Leben zunehmend an den Bildschirmen statt. Schwimmbäder, Sportstätten, Theater, Kinos, Museen, Bibliotheken, Restaurants und Bars sind geschlossen — ebenso Universitäten, Schulen und Kindergärten. Diejenigen, die noch arbeiten, müssen sich nun zusätzlich neben dem Beruf um ihre Kinder kümmern, vor allem um deren Bildung. Wer noch reisen sowie Grundnahrungsmittel besorgen will, muss Masken tragen.

Eine sinnlose Quälerei?


Nein, all das macht durchaus Sinn — allerdings vor allem aus der Perspektive der Superreichen, die in 12 Monaten Corona noch einmal kräftig zugelegt haben.

Inwiefern diese Maßnahmen gerechtfertigt sind und inwieweit diese die zunehmende Konzentration von Kapital in den Händen weniger begünstigen, untersucht dieser Essay…

Nachdem sich Österreich innerhalb von zehn Monaten mittlerweile im dritten Lockdown befindet, darf die Frage erlaubt sein, was das Einsperren der Menschen und die Zwangsverordnung zum Stillstand des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens den Einwohnern bringt.

Die Evidenz zur Verminderung der Sterblichkeit ist nicht gegeben, sie ist jetzt eine Bringschuld der Regierung. Ein Blick auf die „European mortality monitoring activity“ belegt, dass die Übersterblichkeit in Österreich von November 2019 bis Ende Februar 2020 mit der Übersterblichkeit der selben Periode 2016/2017 vergleichbar ist. Ansonsten ist im gesamten Jahr 2020 keine Übersterblichkeit zu erkennen.

Die „Notmaßnahmenverordnung“ dient laut amtlicher Darstellung „zur Verhinderung der Verbreitung von Covid-19 und zur Verhinderung eines Zusammenbruchs der medizinischen Versorgung“.

Rückblickend auf 2020 hat die Auslastung der Intensivstationen noch nicht einmal 60 Prozent erreicht. Der Hinweis auf die gefürchteten „Triagen“ diente demnach eher der Verängstigung, wenn auch schwächer als die im März prophezeiten Worte, dass jeder bald jemanden kennen würde, der an SARS-CoV-2 gestorben wäre.

Nachdem also das Gesundheitssystem weit vom Zusammenbruch entfernt war, bleibt die Frage, ob und wie man das Virus eindämmen könnte. Dies lässt sich meiner Meinung nach noch nicht abschließend bewerten. Ein vergleichender Blick auf das „schwedische Modell“, welches die Mündigkeit der Bürger nicht einschränkte, zeigt, dass dort die Mortalität bei circa 2 Prozent liegt.Wahrscheinlich ist sie sogar noch niedriger aufgrund der Dunkelziffer nicht gemeldeter Infektionen und der fehlenden Unterscheidung „an/mit Corona“. In Österreich liegt laut offizieller Statistik die Mortalität bei circa 1,9 Prozent, also in etwa gleich. Weißrussland hat nie einen Lockdown erklärt, noch Schulen geschlossen und weist eine SARS-CoV-2-assoziierte Mortalität von weniger als 1 Prozent auf.

Irreparable Schäden

Allerdings muss man sich die Frage stellen, welchen Effekt die nicht pharmakologischen Maßnahmen (NPI) der Regierung auf die Gesundheit der Menschen haben. Die Great Barington Declaration hat mittlerweile über 750.000 Unterschriften von Ärzten, medizinischem Personal und normalen Bürgern gesammelt.

Sie will darauf aufmerksam machen, dass es Risikogruppen zu schützen gilt, bis eine Herdenimmunität erreicht ist, und dass die Lockdown-Beschränkungen — unter denen die Schwächsten der Gesellschaft am stärksten zu leiden haben — irreparable Schäden für die Gesellschaft nach sich ziehen werden. Diese irreparablen Schäden betreffen nicht nur das wirtschaftliche Überleben, sondern vor allem die Gesundheit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte 1946 Gesundheit als „a dynamic state of complete physical, mental, social well being and not merely the absence of disease or infirmity“…

Das öffentliche Leben, der soziale lebendige Austausch, das kulturelle Leben, das politische Leben wurde den Menschen genommen, und damit auch der soziale Teil der Gesundheit.Der lebendige Austausch mit Familie, Freunden, Bekannten innerhalb der Gesellschaft wird reduziert auf einen künstlichen, virtuellen Austausch.

Was sind die Auswirkungen auf die Psyche?

Sicherlich spielen Rückzug und die Zeit, die man mit sich allein verbringt, eine wesentliche Rolle für das Wohlbefinden. Doch Geselligkeit, Gemeinschaftsgefühl, gemeinsames Singen, echte aufrichtige Gespräche, gemeinsames Lachen und Weinen sind zutiefst menschlich, sind gesund, ja verlängern vermutlich das Leben und sind vor allem essentiell für die frühkindliche Entwicklung!

Was geschieht mit Kindern, die unter sozialer Distanzierung aufwachsen, die nicht in mit anderen Kindern spielen dürfen, die die Mimik der Menschen aufgrund von Masken nicht mehr sehen können?

Was wird aus einer Gesellschaft, die den Dialog verliert?

Was wird, wenn man nur noch Einkaufen gehen darf und ansonsten auf das immer stärker reglementierte private Leben beschränkt wird?

Wenn Regierungen behaupten, dass die Einsperrmaßnahmen erfolgreich seien, um die Gesundheit zu bewahren, so ist dies eine These, die es zu beweisen gilt. Wie oben gezeigt wurde, ist es einerlei, ob man die Menschen einsperrt wie in Österreich oder ihnen die Freiheit lässt und auf Selbstverantwortung setzt wie in Schweden.

Vorherrschaft der Bürokraten

… Die unheilvolle Verbindung aus Experten und der blutleeren Hand der Bürokratie hat dazu geführt, dass die Rechtsstaatlichkeit sowie Grundrechte zur Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit weitestgehend ausgesetzt wurden.

Die freiheitliche Demokratie hat zur Bekämpfung der Viren sehr rasch Züge eines autokratischen Staates angenommen, geführt von Politikern, die mit militärischem Jargon Angst verbreiten, beispielsweise Macron mit „We are at war“…

Im Jahr 2020 waren weltweit täglich circa 240.000 neue SARS-CoV-2-Nachweise zu verzeichnen, etwa 4.900 Menschen sind pro Tag an/mit Sars-CoV-2 gestorben.

Dabei ist hervorzuheben, dass jede verstorbene Person mit positivem Test, unabhängig von der tatsächlichen Todesursache, in diese Statistik einfließt.

Die Infektions-Todesrate bei unter 70-Jährigen liegt weltweit durchschnittlich bei 0,05 Prozent und ist damit wesentlich niedriger, als noch vor 10 Monaten angenommen.

Die Sterblichkeitsrate bei über 70-Jährigen liegt demnach bei 5 bis 10 Prozent, je nach Risikogruppe.

Im gleichen Zeitraum starben täglich circa 12.600 Menschen an den Folgen von Feinstaub, fast doppelt so viele, 24.000 Menschen, pro Tag an den Folgen von Hunger und Mangelernährung.

Wer Zahlen über Tote veröffentlicht, muss diese unbedingt in einen Kontext setzen, sonst können sie, je nachdem womit sie verglichen werden, der Manipulation dienen…

Aus meiner Sicht hat Professor John Ioannidis — Autor zur Metastudie um die Infektionstodesrate — mit seiner Aussage zum Evidenzfiasko den Nagel auf den Kopf getroffen.

Die Grundlage für die Politik waren nicht kranke Menschen, sondern Menschen mit einem Virusnachweis.

Angst und mediales Spektakel waren Mittel zur Ablenkung.

Profitiert haben bisher die Aktienmärkte, vor allem die großen Technologieunternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet und andere.

Die Menschen werden auf das Internet als Kommunikationsmedium zurückgeworfen. Die daraus resultierende Datenmenge spielte den Technologiekonzernen zusätzlich in die Hände, welche nun noch mehr Daten sammeln konnten und gesellschaftliche Trends viel früher erkennen, als dies für den Einzelnen oder eine Gruppe möglich ist. Man bedenke, welchen Wert dieses Wissen am Aktienmarkt hat.

Weiterhin sei erwähnt, dass das Vermögen der Milliardäre während der Coronapandemie um 500 Milliarden US-Dollar gewachsen ist, während auf der anderen Seite 200 Millionen Menschen in die Armut gefallen sind — mit weniger als 2 Dollar pro Person und Tag.

Im Rahmen der Coronapandemie wurden neue Staatsschulden gemacht und die Notenpressen der Zentralbanken öffneten alle Geldschleusen, um der wirtschaftlichen Krise zu begegnen. Allein die Europäische Zentralbank druckte im Jahr 2020 ganze 1,14 Billionen neue Euro, das einspricht einem Zuwachs von rund 40 Prozent der zuvor bestehenden Geldmenge, oder anders ausgedrückt, nahezu einer Verdopplung der Geldmenge in einem Jahr!

Welche Wohltaten für die Menschen wären mit einer solchen Summe möglich! Der größte Teil davon blieb jedoch bei den Banken, und wiederum ein Anteil floss in die indirekte Staatsfinanzierung. Was beim einzelnen Europäer ankommt, das bleibt abzuwarten.

Gott sei Dank treffen sich bald die Technokraten der Welt in Davos, um einen großen Neustart der Ökonomie einzuleiten. Die Mitgliedschaft im World Economic Forum beginnt ab 60.000,- CHF und reicht für den erlesenen Zirkel bis zu 600.000 CHF…

Beim Meeting der Eliten werden sehr wahrscheinlich die bestehenden Trends zur Digitalisierung wie E-Impfpass, digitales Zentralbankgeld und Zentralisierung der Gewalt und Entscheidungskraft weiter forciert.

Gerade hier würde die Chance liegen, die unermessliche Ungleichheit der Welt zu beseitigen, beispielsweise Obergrenzen für das Privatvermögen zu beschließen — nach dem Motto Leo Tolstois „wie viel braucht der Mensch“ — und die Einkommen des obersten 1 Prozent mit 99 Prozent zu besteuern…

Noch nie war der Reichtum der Erde, der allen Menschen gleichermaßen zusteht, so ungleich verteilt.

Alle Kämpfe zwischen Männern und Frauen, Schwarzen und Weißen, Immigranten und Staatsangehörigen, Konfessionen, politischen Parteien sind nur bloßes Spiegelfechten, im Kampf, den es eigentlich zu kämpfen gilt:

der Kampf um eine gerechte Verteilung des Wohlstandes, der Deckelung des Reichtums und der Gier.

Wenn acht Männer über so viel Reichtum verfügen wie die Hälfte der Welt, so ist davon auszugehen, dass sich der Reichtum in Zukunft in immer weniger Händen finden wird und die Mehrheit der Menschen um das, was ihr als Naturrecht zusteht, betrogen wird.

Ab einem gewissen Niveau ist die Akkumulation von Kapital und Geld gesellschaftlich nicht mehr tragbar, da im Kapitalismus zu große Konzentration von Kapital mit Macht gleichzusetzen ist.

Zu viel Macht in den Händen weniger bedeutet einen Rückschritt in der soziokulturellen Entwicklung, zurück in eine Art Oligarchie oder Neofeudalismus.

Gleichermaßen fehlt das Geld an anderer Stelle, wird aber nicht freigesetzt für die Bedürftigen, sondern bleibt konzentriert bei einer Elite. Dort wird es erneut der Akkumulation zugeführt, um noch mehr anzuhäufen.

Siebzehn Firmen, die alle untereinander durch Investitionen verbunden sind, verwalten zusammen 41 Billionen US-Dollar.

Da globalisierte Privatunternehmen mittlerweile Staaten ausspielen und mehr Geld besitzen, als einige Länder im Jahr erwirtschaften, hat sich eine neue Form politischer Macht ergeben, die eine bestimmte Politik durch Geld gekauft werden kann.

Damit verwalten diese siebzehn Unternehmen im Kollektiv mehr Geld, als alle Waren und Dienstleistungen, die in den USA, China und Europa zusammen in einem Jahr angeboten und produziert werden, Wert sind.

Noch dazu sind Staaten im Rahmen der Globalisierung einem zunehmenden „Wettbewerbs“-Druck unterworfen, die Spielregeln der Privatindustrie zu übernehmen, anstelle selbst die regelnden, ausgleichenden und kontrollierenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

Der Kapitalismus hat durch mangelnde Deckelung des Reichtums die Tür offen gelassen, um unbegrenzt Macht zu akkumulieren.

Die zunehmende Verschuldung der Staaten, die zunehmende Armut auf der Welt, bei gleichzeitiger Bereicherung privatwirtschaftlicher Unternehmen, wirft die Frage nach der Verantwortung der Unternehmen auf.

https://www.rubikon.news/artikel/die-pandemie-der-umverteilung