Sonntag, 5. Juli 2020

Geldpolitischer Würgegriff – Washington plant Mordsstrafe für Peking


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Der Dollar soll wieder als Waffe mit globaler Reichweite zum Einsatz kommen: Das amerikanische Außenministerium arbeitet an einer Attacke gegen den Finanzplatz Hongkong, um die chinesische Führung für das jüngste Sicherheitsgesetz [gegen proamerikanische Separatisten] zu bestrafen.
Den Hardlinern in der Trump-Regierung könnte das Schema gefallen: Lässt man das Finanzsystem Hongkongs kollabieren, kann die Metropole ihrer Funktion als Markt- und Finanzplatz nicht mehr gebührend nachkommen – Massenarmut, Verelendung und folglich noch schwerere Unruhen wären die Folge. Das amerikanische Außenministerium würde sich als Heilsbringer für alle demokratischen Kräfte profilieren und dem Rest der Welt ganz nebenbei signalisieren, dass sich besser niemand mit den Vereinigten Staaten anlege.
Die Agentur „Bloomberg“ schreibt, Berater von Außenminister Mike Pompeo raten ihm zu Dollarsanktionen als Waffen bei diesem Angriff. Der Ansatzpunkt ist hierbei der Hongkong-Dollar mit seiner seit 1983 bestehenden Bindung an die amerikanische Währung. Über die Jahre hält die Hong Kong Monetary Authority (eine Art Zentralbank der Sonderverwaltungszone) den Wechselkurs in einem relativ engen Korridor von 7,80 Hongkong- für einen US-Dollar. Sprengt man diesen Wechselkurskorridor, geschieht ungeheuerliches. Genau das plant das US-Außenministerium laut der Agentur.
Der Chefvolkswirt der Großbank BBVA Hong Kong geht im Gespräch mit „Bloomberg“ sogar so weit, die Auswirkungen dieses Plans als „atomare Finanzwaffe“ zu bezeichnen. Ein möglicherweise etwas stürmischer Vergleich, doch die Folgen dessen, was das State Department vorhat, könnten wirklich verheerend sein.
Denn für den Finanzplatz Hongkong bedeutet die Verlässlichkeit der lokalen Währung schlechthin die Existenzgrundlage: Die riesigen Finanzströme, die zahllosen Geschäfte mit Aktien, Anleihen, Derivaten und die vielen Langzeitkontrakte im Außenhandel tätigen die Marktteilnehmer nur im Vertrauen darauf, dass der Hongkong-Dollar eine absolut stabile Währung bleibt.
Um den Kurs der heimischen Währung stabil zu halten, muss die Zentralbank der Sonderverwaltungszone (die Hong Kong Monetary Authority) über amerikanische Dollar verfügen. Diese Verfügbarkeit zu unterbinden, ist das, was die Berater des US-Außenministers als Strafmaßnahme gegen die chinesische Führung in Peking vorschlagen.
Den Wechselkurskorridor zu erhalten, macht regelmäßige Aufstockungen der Dollar-Reserven erforderlich: Gehen dem Finanzregulierer in Hongkong die amerikanischen Dollar aus, kollabiert das Währungssystem des gesamten Finanzzentrums.
Welche Gegenmaßnahmen Peking angesichts dieser Drohung ergreifen könnte, ist durchaus absehbar. Sollte das State Department radikal durchgreifen und die chinesische Sonderverwaltungszone komplett vom amerikanischen Dollar abkoppeln, wäre der Finanzplatz an seiner empfindlichsten Stelle getroffen: Eine Massenflucht ausländischer Banken und Investoren würde sofort einsetzen.
Doch Peking hätte ein Gegengift in der Hand: Würden Banken in Hongkong keine amerikanischen Dollar mehr erwerben dürfen, könnte immer noch das chinesische Mutterland die Geldinstitute mit der US-Währung versorgen.
Geht das amerikanische Außenministerium dann ad extremum und koppelt das komplette China vom Dollar-System ab, dann herrscht faktisch ein Währungskrieg. Unter Beschuss geraten in diesem Fall die amerikanischen Importe aus China, von denen die USA selbst in den kritischsten Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen stark abhängig sind. Zudem greift Peking dann sicherlich zu seinem Billionen-Dollar-Anleihepaket, um im Gegenzug auf den amerikanischen Finanzmärkten ein lokal begrenztes, aber folgenschweres Chaos auszulösen.
Mehr noch: Bei diesem Fortgang der Ereignisse würde es unausweichlich zu einer Ent-Dollarisierung der chinesischen Handels- und Finanzmärkte kommen mit dem darauffolgenden Rückgang des Dollarbedarfs in der ganzen Welt. Der Boomerang würde auf das Finanzsystem der Vereinigten Staaten zurückschlagen: „Hongkong ist das drittgrößte Zentrum der Welt für den Handel in US-Dollar. Wenn der Hongkong-Dollar nicht mehr an den amerikanischen Dollar gebunden sein sollte, wäre es für die USA selbst von Nachteil, weil die Zahl der Transaktionen in US-Dollar zurückgehen und das Vertrauen der Anleger in die amerikanische Währung schwinden würde“, mahnt Volkswirt Carie Li von der OCBC Wing Hang Bank aus Singapur.
Doch was kümmert das die US-Regierung, hat sie ohnehin mehrmals die Neigung demonstriert, eigene Wirtschaftsinteressen ihrer Entschlossenheit zur Bestrafung geopolitischer Opponenten zu opfern.
Aber vielleicht verschwindet der Plan der Pompeo-Berater am Ende einfach nur in der Schublade des Außenministers und die USA wagen sich über Einzelsanktionen gegen chinesische Firmen und Banken nicht hinaus. Solche Sanktionen würden auch schon beträchtlichen Schaden anrichten, vor allem für die USA selbst: Je mehr Geldinstitute aus allerlei Ländern aus dem Dollarsystem verdrängt werden, desto schneller werden sie sich zu einem Alternativsystem zusammenschließen – eine Bedrohung für die Finanzweltmacht USA, die das US-Außenministerium gerade nach Kräften eigenhändig fabriziert.

Vorbereitung auf das Schlimmste: China verkauft US-Anleihen wegen Dollar-Sintflut

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Die Dollar-Presse läuft und läuft. Die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank zeigt Wirkung: 26 Billionen Dollar Staatsschulden und eine drohende Dollar-Entwertung. China – der zweitgrößte Gläubiger der Vereinigten Staaten – will den Sturz offenbar nicht länger abwarten und handelt präventiv: mit dem Verkauf amerikanischer Staatsanleihen.
Die amerikanische Federal Reserve hat sich pandemiebedingt zu Maßnahmen sondergleichen entschlossen: Im Jahresanfangsquartal hat die US-Zentralbank den Leitzins auf fast null gesenkt (mit Tendenz ins Negative) und die Wirtschaft mit über zwei Billionen Dollar geflutet. Das Geld wurde einfach gedruckt.
Peking – der zweitgrößte Gläubiger der Vereinigten Staaten – hat vor diesem Hintergrund erkannt, dass Washington seine wirtschaftlichen Probleme ohne die Dollar-Presse nicht lösen kann. Investitionen in amerikanische Anleihen sind mithin zu einem Risiko geworden, schreibt das Portal „Sohu“: Die chinesische Führung wolle nicht abwarten, bis der Dollar abgewertet sei, und beginne den Ausverkauf amerikanischer Schatzpapiere.
Um ein Gefühl für das Ausmaß der Dollar-Flut zu bekommen: Seit 2008 hat die amerikanische Zentralbank rund acht Billionen Dollar gedruckt, allein bis Ende dieses Jahres will die Fed fünf weitere Billionen nachschießen. Für den Dollarkurs kann das nicht ohne Folgen bleiben.

Aufgrund des Handelskrieges hatte China ohnehin zum Ausverkauf der Treasuries angesetzt: Das Portfolio ist von 1,32 Billionen im Jahr 2013 auf 
gegenwärtig 1,09 Billionen geschrumpft. Der größte Halter amerikanischer Papiere ist seit Juni 2019 nicht mehr Peking, sondern Tokio mit 1,12 Billionen Dollar. Auch andere Länder haben die amerikanischen Schatzbriefe massenweise abgegeben. Für Washington verheißt das nichts Gutes, denn das 1,5-Billionen-Dollar-Loch im amerikanischen Haushalt wird mit dem Erlös aus dem Staatspapierverkauf gestopft.Letztes Jahr verkaufte China amerikanische Anleihen im Wert von 110 Milliarden Dollar. Kürzlich hat die Volksrepublik amerikanische Papiere für weitere zehn Milliarden abgestoßen. Analysten erklären, selbst nur ein Teilausverkauf des chinesischen Anleihen-Portfolios treffe die Vereinigten Staaten empfindlich. Der Ausverkauf trifft den Anleihenmarkt umso mehr, da die USA die Wertpapieremission gerade hochgefahren haben, um ihre Hilfsprogramme in Zeiten der Corona-Krise zu finanzieren.

Derweil schätzen große Banken, die Differenz zwischen den Staatseinnahmen und den Staatsausgaben erreicht in den USA bis Jahresende vier Billionen Dollar – der größte Wert seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bilanz der Federal Reserve wird indes nach Bankenschätzung auf zehn Billionen Dollar aufgepumpt. Alles fast ausschließlich frischgedrucktes Geld.