Putin zieht rote Linien für NATO in der
Ukraine
12
Juni 2021
Der russische Präsident
Wladimir Putin ging in einem Interview auf die Frage der NATO-Erweiterung um
die Ukraine ein. Er wies darauf hin, dass die Hälfte der ukrainischen
Bevölkerung sich keinen NATO-Beitritt wünscht. Dies sei eine kluge Position,
sagte Putin.
In einem Interview mit
dem russischen Fernsehkanal Rossija 1 erklärte der russische
Präsident Wladimir Putin, wie er die Verhandlungen über einen NATO-Beitritt der
Ukraine bewertet.
Er warnte davor, diese
Frage mit dem Hinweis abzutun, dass die USA der Ukraine angeblich nichts
versprochen hätten. Seiner Meinung nach ist dieses Szenario durchaus
vorstellbar.
"Jedenfalls sagt
niemand 'Nein'. Das müssen wir in Betracht ziehen", sagte er.
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Der russische Staatschef
erinnerte an den Beitritt Polens und Rumäniens zur NATO, nachdem
die USA "sich problemlos mit ihnen über die Stationierung von
Raketenabwehrsystemen dort geeinigt hatten".
Dabei könnten die
Trägerraketen dieser Systeme für Angriffssysteme genutzt werden, die Moskau
in 15 Minuten erreichen könnten, betonte Putin.
"Stellen wir uns
vor, die Ukraine wird Mitglied der NATO. Die Flugzeit von z. B. Charkow
oder Dnjepropetrowsk bis Zentralrussland, bis Moskau reduzierte sich auf
sieben bis zehn Minuten. Ist das eine rote Linie für uns oder
nicht?", fragte Putin.
Er schlug vor, darüber
nachzudenken, ob es zum Beispiel eine rote Linie für die USA wäre, wenn
Russland Raketen auf Kuba stationiert hätte, von wo die Flugzeit in die
zentrale Industrieregion oder nach Washington 15 Minuten beträgt.
"Und um die Flugzeit
auf sieben bis zehn Minuten zu reduzieren, müssten wir unsere Raketen
an der Südgrenze Kanadas oder an der Nordgrenze Mexikos stationieren. Wäre
das eine rote Linie für die USA oder nicht? Und für uns? Darüber sollte man mal
nachdenken", so Putin.
Er betonte, dass die
NATO-Erweiterung und die damit verbundene Annäherung der NATO-Infrastruktur an
die Grenzen Russlands ein extrem wichtiger Faktor für die Sicherheit
Russlands sei.
Die beiden Wellen der
NATO-Erweiterung hätten zu vergleichsweise akzeptablen Beziehungen zwischen
Russland und dem westlichen Verteidigungsbündnis stattgefunden.
Dennoch würden russische "Sorgen" darüber "einfach ignoriert".
Das Hauptthema des
Gesprächs mit dem Korrespondenten des Senders war das Verhältnis zum
Nachbarland Ukraine. Der russische Präsident erinnerte daran, dass die Bevölkerung
der heutigen Ukraine sich historisch als Russen und Orthodoxe bezeichnete.
Auch heute gebe es in der
Ukraine Millionen Menschen, die sich als Teil der mit Russland gemeinsamen
Zivilisation betrachten. "Sie wollen nicht, dass ein Teil dieser
Zivilisation einem anderen Teil der Zivilisation gegenübersteht und dabei einen
Tanz zur fremden Musik aufführt."
Er betonte, dass in der Ukraine
unter westlicher Ägide eine Art "Anti-Russland" errichtet wird.
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Putin wies auch darauf
hin, dass mindestens die Hälfte der ukrainischen Bürger sich keinen
Beitritt zum nordatlantischen Bündnis wünsche.
Er nannte sie "kluge
Menschen". "Ich sage das ohne jede Ironie, nicht, weil die anderen
dumm sind, sondern weil diejenigen, die (den Beitritt) nicht wollen, nicht
in der Schusslinie sein wollen, keine Verhandlungsmasse und kein
Kanonenfutter sein wollen."...
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