Freitag, 20. November 2020
Super-Pakt mit China bedroht die EU
Super-Pakt mit China bedroht die EU
20.11.2020
Die Asean, China und weitere vier
asiatisch-pazifische Staaten haben das weltgrößte Freihandelsabkommen
abgeschlossen. Das RCEP-Abkommen sorge dafür, dass die Standards künftig
vermehrt in Asien gesetzt würden, sagt Finanzanalyst Christian Buntrock im
Sputnik-Interview. Was bedeutet das für die EU? Der Volkswirt und Fondsmanager
der „Solvecon Invest GmbH“, Christian Buntrock, erwartet nach dem Abschluss des
asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens – der „Regionalen, Umfassenden
Wirtschaftspartnerschaft“ (RCEP) – positive Wachstumseffekte sowie Chancen für
europäische Unternehmen und Investoren „Wir sehen eine weitere
Strukturverbesserung in den asiatischen Märkten. Dieses Abkommen sorgt für einen
einfacheren Handel, für vermehrten Warenaustausch und natürlich für
entsprechendes Wachstum mit den entsprechenden Zweit- und Drittrunden-Effekten.
Das bedeutet, die Region wird wirtschaftlich stärker, sie wird für Investments
noch interessanter“, sagt der Finanzanalyst im Sputnik-Interview. „Ein Weckruf“
Yuan und Dollar (Symbolbild) © REUTERS / JASON LEE Yuan – Chinas Währung als
virtueller Dollar-Ausgrenzer? Seine Prognose: Das RCEP sorge dafür, dass künftig
die Standards vermehrt in Asien gesetzt würden – „nicht mehr in Europa“. Doch
damit stünden europäische Unternehmen, die in den asiatischen Markt investieren
wollen, vor der Herausforderung, sich zunächst an den dortigen Standard anpassen
zu müssen. „Den Standard können sie aber selber nicht mehr definieren und diesen
damit nicht mehr in unserem Interesse durchsetzen. Von der Seite her ist es ein
Weckruf“, moniert Buntrock. Zuvor hatte die „Internationale Handelskammer“ (ICC)
von einem „Weckruf“ gesprochen. Vor dem Hintergrund des neuen
asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens fordert die Organisation mehr Tempo
beim Freihandel „Europa muss sich fragen, welche Zukunftsvisionen es hat. Hier
brauchen wir schnelle Fortschritte“, teilte „ICC Germany“, der deutsche Zweig
der Wirtschaftsorganisation, am Montag mit. Politische Schlappe für die deutsche
Autoindustrie Mit Blick auf die deutsche Autoindustrie sei das Abkommen eine
politische Schlappe und verschlechtere die Wettbewerbssituation, kritisierte
Ferdinand Dudenhöffer vom „Center Automotive Research“ (Car). Er warf der
Bundesregierung und der EU einen einseitigen und naiven US-Kurs vor. Schon jetzt
kämen die RCEP-Märkte bei Neuwagenverkäufen auf einen Weltmarktanteil von knapp
43 Prozent, in 20 Jahren dürften es 50 Prozent sein, schreibt Dudenhöffer.
Japanische und südkoreanische Hersteller wie Toyota, Honda, Nissan sowie Hyundai
und Kia und auch die Zulieferer bekämen nun einen wichtigen Zugang vor allem zum
chinesischen Markt. Deutschen Herstellern und Zulieferern hingegen bleibe nur
der Ausweg, ihre Standorte in Asien noch stärker auszubauen und dafür die
Produktion in Deutschland aufzugeben. #Asien ist #Zukunft + NICHT der
#Nordatlantik + Warum knüpft die #Bundesregierung und #EU nicht dichteres
#Handelsnetz mit #CHINA und anderen wichtigen Märkten?? #rcep
#autoindustriehttps://t.co/dbhyAN1HMO — Ferdinand Dudenhöffer (@DudenhofferAUTO)
November 17, 2020Diese Kritik teilt Buntrock. „Man darf nicht vergessen: Dieses
Abkommen (RCEP) umfasst etwa 30 Prozent des Welt-BIP. Das bedeutet, da sind 2,1
Milliarden Menschen in dieser Region, die innerhalb dieses Abkommens leben,
während die USA gerade einmal vier Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Die
Absatzmärkte im Osten seien erheblich interessanter und erheblich größer. „Ohne
China hätte unsere Automobilindustrie ein sehr, sehr, sehr großes Problem. Und
von der Seite her sind das die Zukunftsmärkte, auf die wir uns fokussieren
müssen“, betont der Portfoliomanager von „Solvecon Invest“. Gemeinsame
EU-Handelspolitik nötig Flaggen von der EU und China „China zieht davon, Europa schaut zu“ –
Wirtschaftskammer-Präsident Leitl warnt vor düsterer Zukunft Buntrock sieht
aufgrund des schnellen Wachstums der EU die Notwendigkeit zu einer
Umstrukturierung. Eine klare gemeinsame Außen- und Handelspolitik, die auch dann
mit allen Vor- und Nachteilen von allen EU-Mitgliedsstaaten mitgetragen werde,
sei langfristig für Europa entscheidend, ist der Finanzmarktanalyst überzeugt.
Die südostasiatische Union Asean hatte am Sonntag mit China, Japan, Südkorea,
Australien und Neuseeland federführend das größte Freihandelsabkommen der Welt
geknüpft. Der Pakt umfasst 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der
weltweiten Wirtschaftsleistung. Das Abkommen verringert Zölle, legt einheitliche
Regeln fest und erleichtert damit Lieferketten. Kritiker bemängeln allerdings,
dass in dem Abkommen ausreichende Regelungen zur Liberalisierung der
Volkswirtschaften sowie zum Umwelt- und Arbeitsschutz fehlen würden.