01.09.2020
Menschen, die ein Umschreiben der
Geschichte akzeptieren, können laut Wladimir Putin als Kollaborateure
bezeichnet werden.
„Menschen, die während des Krieges mit dem
Feind zusammenarbeiten, wurden bekanntlich immer und überall
als Kollaborateure bezeichnet. Aber diejenigen, die heute den
Initiatoren einer Geschichtsrevision zustimmen, können als Kollaborateure von
heute bezeichnet werden“, sagte der Präsident während seiner allrussischen
offenen Videolektion zum Beginn des neuen Schul- und Studienjahres im Land, die
in diesem Jahr dem 75. Jahrestag des Großen Sieges gewidmet
war.
Nach seinen Worten sei die Bewahrung des
Gedenkens daran eine Aufgabe von staatlicher Bedeutung:
Obwohl es nicht notwendig sei, sich an die Vergangenheit zu klammern, könne man
sich nur, wenn man sich darauf stützt, sicher in die Zukunft bewegen.
„Wir alle ehren unsere Helden, bewundern
sie, verneigen uns vor ihrem Mut und ihrer Standhaftigkeit. Und je mehr wir
lernen, desto tiefer verstehen wir: Es gibt keinen schwierigeren und
tragischeren Test als den Krieg. Er versucht, die Zukunft wegzunehmen, Träume
zunichte zu machen und Schicksale zu brechen. Er verschont niemanden“,
unterstrich Putin.
Wie das Staatsoberhaupt betonte, weiß
niemand, welche Fähigkeiten und Berufe in zehn Jahren gefragt sein würden und
was diejenigen, die heute in die erste Klasse gekommen seien, später studieren
würden, aber die Geschichte des Landes, seine Kultur und Traditionen
würden zuverlässige Orientierungspunkte bleiben. https://de.sputniknews.com/politik/20200901327858010-putin-vergleicht-geschichtsrevisionisten-mit-kollaborateuren/
Die Kriegsschuldlüge
27. August 2020
NATO-Desinformation versucht der Sowjetunion gleiche Verantwortung am Zweiten Weltkrieg zuzuschieben wie Nazideutschland.
Wer war im Zweiten Weltkrieg Angreifer,
und welche Länder wurden angegriffen? Diese Frage scheint auf
den ersten Blick leicht zu beantworten.
Nicht aber für
gewisse NATO-Strategen. Unter Berufung auf eine falsche Interpretation des „Hitler-Stalin-Pakts“
versuchen sie die damalige Sowjetunion, also jenes Land mit den meisten
von deutschen Soldaten getöteten Opfern, mit dem Aggressor auf die gleiche
Stufe zu stellen.
Diese Geschichtsverdrehung setzt eine gefährliche
Politik der Westmächte fort, die man nur als glatten Bruch des „2+4-Vertrags“
von 1990 deuten kann, in dem die Sowjetunion gegen jede Erwartung der
Wiedervereinigung Deutschlands zustimmte. In der offenbar naiven Annahme, die
NATO würde in der Folgezeit darauf verzichten, sich nach Osten zu erweitern.
Diese Politik und die nun aus NATO-Kreisen
lancierten Kriegsschuldlügen sind eine Gefahr für die gesamteuropäische
Friedensordnung.
Der Antikriegstag rückt näher und damit eine
Stimmungsmache, die die historischen Fakten massiv auf den Kopf stellt, indem
sie die Sowjetunion als Vorgängerstaat Russlands in der Frage der
Kriegsschuld neben Nazideutschland mit an den Pranger stellt. Mit dieser
Stimmungsmache verstoßen verantwortliche PolitikerInnen gegen Geist und
Buchstaben des Vertrages, auf dessen Grundlage Deutschland in seiner
gegenwärtigen Form existiert. Das ist der „2+4-Vertrag über die Herstellung
der Einheit Deutschlands“.
Er orientiert Deutschland und die vier Siegermächte
des Zweiten Weltkriegs auf die Einigung Europas und den „Aufbau einer
europäischen Friedensordnung (...), in der Grenzen nicht mehr trennen und die
allen europäischen Völkern ein vertrauensvolles Zusammenleben gewährleistet
(...)“.
Dies versuchen westliche NATO-Politiker
und -Strategen vergessen zu machen.
Die damalige Sowjetunion stimmte dem Vertrag zur
Deutschen Einheit unter anderem auf der Basis eines Vermerks zu, „der während
eines Besuchs von Hans-Dietrich Genscher in Moskau am 10. Februar 1990
angefertigt worden war. Demnach sagte Genscher im Gespräch mit dem sowjetischen
Außenminister Schewardnadse, der Bundesregierung sei bewusst, dass die
Zugehörigkeit eines vereinten Deutschlands zur NATO komplizierte Fragen
aufwerfe. Für sie stehe aber fest: Die NATO werde sich nicht nach Osten
ausdehnen...
Dies schob die NATO bei ihrer Osterweiterung, die
sie über das Baltikum 2004 bis direkt an die russische Westgrenze führte,
beiseite...
Seit der Krim-Krise legitimiert die NATO ihre
Aufrüstung schwerpunktmäßig mit der in der Krim-Krise zutage getretenen
russischen Aggressivität. Dieses Propagandamärchen — man kann auch von Fake-News
und Desinformation sprechen — geht bis zur Rechtfertigung der
Nuklearrüstung...
Die NATO lotet ebenfalls unter Verweis auf die
Krim-Krise immer wieder neue Möglichkeiten aus, die Vereinbarungen in der „Grundakte
der NATO und der Russischen Föderation über die gegenseitigen Beziehungen und
die Zusammenarbeit und Sicherheit“ zu unterlaufen. Dort ist festgelegt,
dass sie darauf verzichtet, „zusätzlich substanzielle Kampftruppen dauerhaft“
im „gegenwärtigen und vorhersehbaren Sicherheitsumfeld“ zu stationieren.
Um dem formal gerecht zu werden, setzt die NATO
rotierende (!) Streitkräfte nahe der russischen Westgrenze ein: In ihrer „4+4-Erklärung“
der baltischen Staaten, Polens sowie Deutschlands, der
USA, Kanadas und Großbritanniens reagiert die NATO auf die von ihr
deklarierten russischen „Bedrohungen im östlichen Bündnisgebiet“ mit der in
Warschau beschlossenen „Enhanced Forward Presence“, worunter die
Vertragsstaaten eine „rotierende Präsenz von vier Gefechtsverbänden in
Osteuropa“ verstehen.
Zur Eskalation der Spannungen gegen Russland
entwickelte die NATO das Manöver „Defender 2020“, in dessen Verlauf
37.000 NATO-Soldaten samt Kriegsgerät in möglichst kürzester Zeit nahe an die
russische Grenze verbracht werden sollten, ehe die Coronakrise dazwischen
funkte.
Inzwischen kommt es zur Verlagerung von tausenden
US-Soldaten aus Deutschland nach Polen. Auch dieses Unterfangen folgt der
Vorbereitung von kriegerischen Auseinandersetzungen nahe der russischen
Westgrenze.
Auch die EU spielt in diesem Kontext eine bedeutsame
Rolle, hat sie doch die Planung beschlossen, 6,5 Milliarden Euro für den
militärischen Ausbau der Verkehrswege gen Russland für einen möglichen Konflikt
in Osteuropa zu investieren. Sie nennt das „militärische Mobilität“.
Diese brandgefährliche Politik wird von einem Beschluss
des EU-Parlaments, in dem die Sowjetunion gleichermaßen wie
Nazideutschland für den Beginn des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht
wird, propagandistisch weiter flankiert.
Der Text trägt den Titel: „Entschließung des
Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 zur Bedeutung des europäischen
Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas“.
Dieser Beschlusstext wurde von sozialdemokratischen,
liberalen, konservativen und rechtsnationalen Parteien eingebracht.
Hier wird die Geschichte auf den Kopf
gestellt. Niemand hätte 1945 nach dem vor allem durch die Rote Armee getragenen
Sieg über den SS-Staat der Sowjetunion eine Mitschuld am Krieg zugeschrieben.
Es gab zwar den Nichtangriffsvertrag
Nazideutschlands und der Sowjetunion, auch Hitler-Stalin-Pakt
genannt. Zur Vorgeschichte dieses Vertrages gehören viele Versuche der
Sowjetunion, gemeinsam mit den Westmächten ein Bündnis gegen den Faschismus
zustande zu bekommen.
Stattdessen jedoch vereinbarten westliche Mächte das
sogenannte „Münchner Abkommen“, nach dem sich das Deutsche Reich
einen Großteil der Tschechoslowakei einverleibte, und polnische Truppen
besetzten das Olsagebiet der Tschechoslowakei.
Wladimir Putin erklärte zu diesem Gewaltvertrag gegen
den Frieden: „Gerade das Münchner Abkommen diente als Auslöser, durch
den ein großer Krieg in Europa unvermeidlich wurde“.
Wenn nun die Sowjetunion in der Frage der
Kriegsschuld auf eine Stufe mit Hitlerdeutschland gestellt wird, so ist das
auch Element einer gefährlichen Desinformation, die den Charakter von Vorkriegspropaganda
trägt.
Die einzig vertretbare Antwort auf die Lage ist die Friedenspolitik,
die auf eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur hinwirkt und in der
die Sicherheitsinteressen aller Staaten des Kontinents Beachtung finden.
https://www.rubikon.news/artikel/die-kriegsschuldluge
100 Jahre nach Versailles – Was wir hätten
lernen können
24.06.2019
100 Jahre nach Versailles ist die Bilanz
ernüchternd. Die Verantwortlichen, allen voran die Politiker des Westens, waren
und sind auf permanenten Krieg eingestellt, in dem Friedensschlüsse nur Etappen
auf dem Weg sind, Kriegsziele zu erreichen. Wirklichen Frieden gibt es nicht
ohne Gerechtigkeit. Davon waren und sind wir noch immer weit entfernt.
… und der Versailler Vertrag
Am 28. Juni jährt sich zum hundertsten Mal die
deutsche Unterzeichnung des Vertrages von Versailles. Über diesen
Vertrag gibt es eine Unmenge an Literatur. Hier sei nur kurz Wikipedia zitiert:
„Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen [über den Vertrag] nicht
teilnehmen, sondern konnte erst am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige
Nachbesserungen des Vertragsinhalts erwirken.
Der Vertrag konstatierte die alleinige
Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des
Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und
Reparationszahlungen an die Siegermächte.
Nach ultimativer Aufforderung
unterzeichnete Deutschland am 28. Juni 1919 den Vertrag unter Protest im
Spiegelsaal von Versailles. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der
Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft.
Wegen seiner hart erscheinenden Bedingungen und der
Art seines Zustandekommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen
als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden.“
Heute gehen viele Sachverständige davon aus, dass der
Versailler Vertrag eine enorme Schwächung für die demokratischen Kräfte der
noch jungen deutschen Weimarer Republik bedeutete und die Feindschaften
zwischen den im Ersten Weltkrieg gegeneinander stehenden Staaten nicht beendete
– im Gegenteil.
Und auch, dass Hitlers Propaganda und die erneute
Kriegsvorbereitung gerade wegen des Versailler Vertrages von zu vielen
Deutschen unwidersprochen blieben.
Propaganda und Interessen
Die Propaganda der Siegermächte des Ersten Weltkrieges
sah nach 1918 allerdings ganz
anders aus. Schon während des Krieges hieß es, zuerst aus Großbritannien, dann
auch aus den USA, der Krieg der Alliierten gegen Deutschland sei „the war to
end wars“ bzw. „the war to end all wars“, schließlich der Krieg,
„to make the world save for democracy“. Wäre der „deutsche Militarismus“
ein für allemal besiegt, dann stünde Frieden und Demokratie in der Welt nichts
mehr im Wege.
Heute wissen wir, dass es auch die Interessen
US-amerikanischer Großbanken an der Rückzahlung ihrer enormen Kriegskredite
gab, die sie Frankreich, Großbritannien und Russland gewährt hatten – was bei
einer Niederlage dieser Mächte sehr unwahrscheinlich geworden wäre...
Aber wessen „Interessen“ waren dies, wenn der Preis
dafür – zuerst im ersten und dann im zweiten Weltkrieg – ein millionenfacher Blutzoll und zerstörte Länder waren.
Die Interessen der Völker waren es nicht.
Und so war auch der Versailler Vertrag kein
Friedensvertrag, sondern eine Fortsetzung des Krieges mit anderen
Mitteln.
Eine Lehre nach Versailles und dessen Folgen hätte
nach 1945 sein können: Kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Das hat die Welt bis
heute nicht geschafft – Teile der Charta der Vereinten Nationen waren ein
redlicher und ernsthafter Versuch; aber auch hier bedeutete das Konstrukt
des Weltsicherheitsrates und der Siegermächte als Vetomächte einen
fundamentalen Bruch der Rechtsgleichheit...
Aber bis heute werden die Völker belogen, wenn es um
Krieg und Frieden geht. Der Vertrag von Versailles und dessen Folgen hätte die
Menschheit lehren können, dass es so nicht geht.
75 Jahre D-Day und 100 Jahre Versailles – Wenn
Niederlagen in neue Kriege führen
05.06.2019
Fünfundsiebzig Jahre ist es her, dass im Westen des
europäischen Kriegsschauplatzes die aus sowjetischer Sicht längst
überfällige „zweite Front“ durch die Landung in der Normandie eröffnet
werden konnte...
Die Dramatik der Feierlichkeiten in der Normandie am
morgigen Tag besteht allerdings darin, dass die zivilisatorische Konsequenz der
Katastrophe des Zweiten Weltkrieges mit dem völkerrechtswidrigen Krieg der
Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien ab März 1999 über Bord
geschmissen worden ist. Mit diesem Krieg kehrte die Nato zu dem
Völkerrechtszustand in Europa zurück, wie er sich mit dem deutschen Angriff
gegen Polen am 1. September 1939 manifestierte.
Gerade wegen des Zweiten Weltkrieges sollte Krieg
geächtet werden. Dafür gab es die Charta der Vereinten Nationen. Der
Griff zu den Waffen wurde streng begrenzt und letztlich an die Zustimmung
durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gekoppelt. Nach dem Ende
des ersten Kalten Krieges wurde dieses feierliche Versprechen im November 1990
in der Charta von Paris erneut bekräftigt....
Bereits beim Wiener Kongress 1815 dämmerte dem österreichischen
Kanzler Metternich und dem russischen Zaren Alexander die Erkenntnis, unter
allen Umständen Verheerungen in Europa zu verhindern, wie sie durch die napoleonischen
Kriege hervorgerufen worden waren.
Deshalb die gemeinsame Vorstellung einer „Heiligen
Allianz“, um die Interessen der europäischen Mächte so abzugleichen,
dass die Zerstörung Europas verhindert werden könne...
Wiener Kongress nicht vergebens, weil das besiegte
Frankreich gleichberechtigt an den Konferenztisch geladen wurde, um eine
Friedenslösung herbeiführen zu können. Das entsprach europäischer Tradition
seit dem Frieden 1648 von Münster und Osnabrück, um 1919 vollends im
alliierten Interesse über Bord geschmissen zu werden. Nach Christopher Clark
sind die europäischen Mächte in den Ersten Weltkrieg getaumelt.
04.06.2019
Karl Qualls, US-Professor für Geschichte, hat sein
Erstaunen über den ganzen Rummel rund um die so genannte
"D-Day"-Feier in den USA geäußert, die der Landung der
Alliierten im Zweiten Weltkrieg 1944 in der Normandie gewidmet ist. Qualls
erinnerte dabei an den Schlüsselbeitrag der Roten Armee zur Bekämpfung des
Nazismus...
„Ja, groß, wichtig, verheerend, aber die Rote Armee
kämpfte und starb drei Jahre vor dem D-Day und hat die Nazis weit über ein Jahr
zurückgetrieben, nachdem jemand auf Omaha Beach landete“...
Die Alliierten landeten am 6. Juni 1944 in der
Normandie und eröffneten eine zweite, westliche Front gegen
Nazi-Deutschland. Das war die größte Landungsoperation in der Geschichte der
Menschheit.
Die größten Verluste musste die deutsche Armee in der
Ostfront erleiden. Die Rote Armee vernichtete 607 Divisionen des Gegners.
Deutschland und seine Verbündeten verloren an der Ostfront mehr als 8,5
Millionen Menschen und 75 Prozent der Waffen und Militärtechnik.
Kein Grund also, Österreich-Ungarn und Deutschland
in Versailles 1919 die Alleinschuld für diesen Krieg aufzuerlegen.
Deutschland sollte vernichtet und gegebenenfalls völlig aus der Bahn geworfen
werden. Da war man erfolgreich, wie die anti-bolschewistische Installierung
von Herrn Hitler deutlich gemacht hat.
Ohne Versailles kein Hitler und ohne
Hitler kein Zweiter Weltkrieg: das ist die Konsequenz
aus dem gezielten Vorgehen gegen Deutschland, um dessen Willfährigkeit für
alliierte Interessen auf Dauer sicherzustellen.
Es waren Österreich-Ungarn und Deutschland, die
1918 auf die „vierzehn-Punkte“ des amerikanischen Präsidenten für einen fairen
Frieden vertraut haben, um sich dann in Versailles ohne jede Mitsprache wiederzufinden.
Ist eine neue Potsdamer Konferenz möglich?
18.07.2019
. . . 74
Jahre nach der Potsdamer Konferenz der Staatschefs von den drei
Großmächten der Anti-Hitler-Koalition, die am 17. Juli 1945 startete
und die Weltordnung der Nachkriegszeit festlegte. Laut Alexej Muchin ist
es übereilt, eine ähnliche Konferenz zu veranstalten, die Europa und die Welt
von Kriegen und Erschütterungen erlösen soll, „da die jetzigen Verhältnisse für
Russland noch ungünstig sind...
Gerade deshalb tritt jetzt die russische Staatsführung
für die Aufrechterhaltung der UN-Institutionen ein, so der
Politologe, „die zu den zentralen Errungenschaften der Potsdamer Konferenz
zählen, im Gegensatz zu dem Faustrecht, das der Westen durchzusetzen sucht.
Letzteres ist ein illegales politisches Werkzeug.
Dagegen schafft die Uno die gleichen
Bedingungen für unterschiedlichste Länder und verhindert ein Missverhältnis
zugunsten der Länder mit stark ausgeprägter militärischer Macht“....
Inzwischen besitzen die USA das Monopol im Finanzbereich,
so der Experte. „Aber mit der Entstehung einer Alternative zu ihnen auf
diesem Gebiet werden auch die Voraussetzungen für die Gestaltung einer
multipolaren Welt geschaffen sein, sodass eine neue Potsdamer Konferenz
infrage kommen kann. Allerdings wird die Zusammensetzung ihrer Teilnehmer
anders aussehen. Es werden dort neue Akteure erscheinen, die 1945 noch nicht da
waren.
Denn die Welt ist bereits eine andere geworden.
In dieser neuen Welt braucht man neue Akteure, die bei dieser Konferenz
auch mitzureden haben. Dazu bedarf es natürlich keines Krieges, obwohl
die Wahrscheinlichkeit regionaler Kriege in der Zwischenzeit
fortbesteht.“
Andrej Sidorow, Politologe von der Moskauer
Lomonossow-Universität, verwies darauf, dass „wir jetzt die Welt der
Nationalstaaten sehr schnell hinter uns lassen, an die wir uns während der
fünf Jahrhunderte seit dem Westfälischen Frieden gewöhnt haben.
Das kommende Weltsystem wird sich aus
regionalen Blöcken zusammensetzen. Gemeint sind Großmächte
mit dem jeweiligen Umfeld, in Europa sind es Deutschland und
Frankreich (das Heilige Römische Reich der deutschen Nation). Wir sind
bemüht, unsere eigene Zone abzustecken, so auch China. Die USA
werden ihre Dominanz in der westlichen Halbkugel wiederherstellen wollen“.
Dabei werden gerade die Regionalmächte den Aufbau
der neuen Weltordnung prägen, meint der Experte weiter. „Als Auslöser dieses
Aufbaus kann eine globale Wirtschaftskrise fungieren, die zurzeit für die
Jahre 2021–24 vorausgesagt wird.
Zu Jalta und Potsdam ist es ja lange
nach der Konferenz von Bretton-Woods gekommen. Zunächst wurde die wirtschaftliche
Grundlage für diese Nachkriegszeitordnung geschaffen. Darauf wurden dann
die politischen Institute aufgelagert. Es ist durchaus möglich, dass wir
dies wiederholen.“
Wladimir Jewsejew wies darauf hin, dass Russland in
Syrien ein neues Modell für die Beilegung bewaffneter Konflikte vorgeschlagen
hat. „Es hat demonstriert, wie man in einer Koalition mit sehr schwierigen
Partnern zusammenarbeiten und gewisse Erfolge erzielen kann.
Im Hinblick darauf wird die Türkei von dem
verstärkten Sanktionsdruck, dem sie gegenwärtig von der EU wie von den USA
ausgesetzt ist, gezwungen, ihre Zusammenarbeit mit Russland zu
vertiefen. Das fördert wiederum die Entstehung eines neuen Kräfteverhältnisses
im Nahen und Mittleren Osten.“
Dieser Mechanismus lässt sich an verschiedenen Orten
einsetzen, ist sich der Experte sicher, etwa in Afghanistan unter
Berücksichtigung seiner Besonderheiten. „Russland handelt im Bündnis mit
verschiedenen Kräften, während der Westen sich dazu unfähig gezeigt hat, weil
er immer und überall dominieren will. Russland bietet an, was der Westen im
Rahmen seiner herkömmlichen Klischees nicht kann, wenngleich Russland heute das
einstige Potenzial der Sowjetunion fehlt.“
Des Weiteren hob Andrej Sidorow hervor, dass die neue
Weltordnung nach Potsdam, kaum gestaltet, gleich auseinanderzubrechen
begann. „Es kam zum Kalten Krieg, die ehemaligen Alliierten bekämpften
einander.
US-Präsident Truman passte damals die Weltordnung für
sich an, indem er Amerikas Vorsprung bei der Entwicklung von Kernwaffen
ausnutzte. Trotzdem gelang es der Sowjetunion, in einem harten Kampf ihre
eigenen Interessen zu schützen, und ihre Diplomatie gab den militärischen Sieg
im Zweiten Weltkrieg nicht preis.“
Inzwischen beginne sich in der Welt wieder eine
neue Ordnung herauszubilden, führt der Experte aus. „Diejenige, die nach
der Potsdamer Konferenz entstanden war, ist in den frühen 90er Jahren
zusammengebrochen, wobei sich eine unipolare Welt entwickelte, die
sogenannte Pax Americana, in der die USA die dominierende Macht
darstellen, die ihre eigenen Regeln zu diktieren sucht.“
Mit dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991 ist
laut Alexej Martynow auch die Schlussakte von Helsinki über die
Unverletzlichkeit der Grenzen in Europa gescheitert. „Sie legte
nämlich die Grenzen der UdSSR fest. Hatten davor die sozialistischen Länder
die Pufferzone zwischen dem Westen und der Sowjetunion dargestellt, waren
es nunmehr die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken, also der
postsowjetische Raum. Auf diese Weise haben die Vereinigten Staaten diese
Pufferzone weiter bis hin zu Moskau verschoben. In diesem Raum werden nun auch
Nato-Militärstützpunkte eingerichtet.“
https://de.sputniknews.com/politik/20190718325460336-neue-potsdamer-konferenz-moeglich/