Samstag, 5. September 2020

Putin vergleicht Geschichtsrevisionisten mit Kollaborateuren


01.09.2020
Menschen, die ein Umschreiben der Geschichte akzeptieren, können laut Wladimir Putin als Kollaborateure bezeichnet werden.
„Menschen, die während des Krieges mit dem Feind zusammenarbeiten, wurden bekanntlich immer und überall als Kollaborateure bezeichnet. Aber diejenigen, die heute den Initiatoren einer Geschichtsrevision zustimmen, können als Kollaborateure von heute bezeichnet werden“, sagte der Präsident während seiner allrussischen offenen Videolektion zum Beginn des neuen Schul- und Studienjahres im Land, die in diesem Jahr dem 75. Jahrestag des Großen Sieges gewidmet war.

Nach seinen Worten sei die Bewahrung des Gedenkens daran eine Aufgabe von staatlicher Bedeutung: Obwohl es nicht notwendig sei, sich an die Vergangenheit zu klammern, könne man sich nur, wenn man sich darauf stützt, sicher in die Zukunft bewegen.
„Wir alle ehren unsere Helden, bewundern sie, verneigen uns vor ihrem Mut und ihrer Standhaftigkeit. Und je mehr wir lernen, desto tiefer verstehen wir: Es gibt keinen schwierigeren und tragischeren Test als den Krieg. Er versucht, die Zukunft wegzunehmen, Träume zunichte zu machen und Schicksale zu brechen. Er verschont niemanden“, unterstrich Putin.
Wie das Staatsoberhaupt betonte, weiß niemand, welche Fähigkeiten und Berufe in zehn Jahren gefragt sein würden und was diejenigen, die heute in die erste Klasse gekommen seien, später studieren würden, aber die Geschichte des Landes, seine Kultur und Traditionen würden zuverlässige Orientierungspunkte bleiben. https://de.sputniknews.com/politik/20200901327858010-putin-vergleicht-geschichtsrevisionisten-mit-kollaborateuren/

Die Kriegsschuldlüge
27. August 2020

NATO-Desinformation versucht der Sowjetunion gleiche Verantwortung am Zweiten Weltkrieg zuzuschieben wie Nazideutschland.
Wer war im Zweiten Weltkrieg Angreifer, und welche Länder wurden angegriffen? Diese Frage scheint auf den ersten Blick leicht zu beantworten.
 Nicht aber für gewisse NATO-Strategen. Unter Berufung auf eine falsche Interpretation des „Hitler-Stalin-Pakts“ versuchen sie die damalige Sowjetunion, also jenes Land mit den meisten von deutschen Soldaten getöteten Opfern, mit dem Aggressor auf die gleiche Stufe zu stellen.
Diese Geschichtsverdrehung setzt eine gefährliche Politik der Westmächte fort, die man nur als glatten Bruch des „2+4-Vertrags“ von 1990 deuten kann, in dem die Sowjetunion gegen jede Erwartung der Wiedervereinigung Deutschlands zustimmte. In der offenbar naiven Annahme, die NATO würde in der Folgezeit darauf verzichten, sich nach Osten zu erweitern.

Diese Politik und die nun aus NATO-Kreisen lancierten Kriegsschuldlügen sind eine Gefahr für die gesamteuropäische Friedensordnung.
Der Antikriegstag rückt näher und damit eine Stimmungsmache, die die historischen Fakten massiv auf den Kopf stellt, indem sie die Sowjetunion als Vorgängerstaat Russlands in der Frage der Kriegsschuld neben Nazideutschland mit an den Pranger stellt. Mit dieser Stimmungsmache verstoßen verantwortliche PolitikerInnen gegen Geist und Buchstaben des Vertrages, auf dessen Grundlage Deutschland in seiner gegenwärtigen Form existiert. Das ist der „2+4-Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands“.
Er orientiert Deutschland und die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs auf die Einigung Europas und den „Aufbau einer europäischen Friedensordnung (...), in der Grenzen nicht mehr trennen und die allen europäischen Völkern ein vertrauensvolles Zusammenleben gewährleistet (...)“.
Dies versuchen westliche NATO-Politiker und -Strategen vergessen zu machen.

Die damalige Sowjetunion stimmte dem Vertrag zur Deutschen Einheit unter anderem auf der Basis eines Vermerks zu, „der während eines Besuchs von Hans-Dietrich Genscher in Moskau am 10. Februar 1990 angefertigt worden war. Demnach sagte Genscher im Gespräch mit dem sowjetischen Außenminister Schewardnadse, der Bundesregierung sei bewusst, dass die Zugehörigkeit eines vereinten Deutschlands zur NATO komplizierte Fragen aufwerfe. Für sie stehe aber fest: Die NATO werde sich nicht nach Osten ausdehnen...

Dies schob die NATO bei ihrer Osterweiterung, die sie über das Baltikum 2004 bis direkt an die russische Westgrenze führte, beiseite...

Seit der Krim-Krise legitimiert die NATO ihre Aufrüstung schwerpunktmäßig mit der in der Krim-Krise zutage getretenen russischen Aggressivität. Dieses Propagandamärchen — man kann auch von Fake-News und Desinformation sprechen — geht bis zur Rechtfertigung der Nuklearrüstung...
Die NATO lotet ebenfalls unter Verweis auf die Krim-Krise immer wieder neue Möglichkeiten aus, die Vereinbarungen in der „Grundakte der NATO und der Russischen Föderation über die gegenseitigen Beziehungen und die Zusammenarbeit und Sicherheit“ zu unterlaufen. Dort ist festgelegt, dass sie darauf verzichtet, „zusätzlich substanzielle Kampftruppen dauerhaft“ im „gegenwärtigen und vorhersehbaren Sicherheitsumfeld“ zu stationieren.
Um dem formal gerecht zu werden, setzt die NATO rotierende (!) Streitkräfte nahe der russischen Westgrenze ein: In ihrer „4+4-Erklärung“ der baltischen Staaten, Polens sowie Deutschlands, der USA, Kanadas und Großbritanniens reagiert die NATO auf die von ihr deklarierten russischen „Bedrohungen im östlichen Bündnisgebiet“ mit der in Warschau beschlossenen „Enhanced Forward Presence“, worunter die Vertragsstaaten eine „rotierende Präsenz von vier Gefechtsverbänden in Osteuropa“ verstehen.
Zur Eskalation der Spannungen gegen Russland entwickelte die NATO das Manöver „Defender 2020“, in dessen Verlauf 37.000 NATO-Soldaten samt Kriegsgerät in möglichst kürzester Zeit nahe an die russische Grenze verbracht werden sollten, ehe die Coronakrise dazwischen funkte.
Inzwischen kommt es zur Verlagerung von tausenden US-Soldaten aus Deutschland nach Polen. Auch dieses Unterfangen folgt der Vorbereitung von kriegerischen Auseinandersetzungen nahe der russischen Westgrenze.
Auch die EU spielt in diesem Kontext eine bedeutsame Rolle, hat sie doch die Planung beschlossen, 6,5 Milliarden Euro für den militärischen Ausbau der Verkehrswege gen Russland für einen möglichen Konflikt in Osteuropa zu investieren. Sie nennt das „militärische Mobilität“.

Diese brandgefährliche Politik wird von einem Beschluss des EU-Parlaments, in dem die Sowjetunion gleichermaßen wie Nazideutschland für den Beginn des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht wird, propagandistisch weiter flankiert.
Der Text trägt den Titel: „Entschließung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas“.
Dieser Beschlusstext wurde von sozialdemokratischen, liberalen, konservativen und rechtsnationalen Parteien eingebracht.
Hier wird die Geschichte auf den Kopf gestellt. Niemand hätte 1945 nach dem vor allem durch die Rote Armee getragenen Sieg über den SS-Staat der Sowjetunion eine Mitschuld am Krieg zugeschrieben.
Es gab zwar den Nichtangriffsvertrag Nazideutschlands und der Sowjetunion, auch Hitler-Stalin-Pakt genannt. Zur Vorgeschichte dieses Vertrages gehören viele Versuche der Sowjetunion, gemeinsam mit den Westmächten ein Bündnis gegen den Faschismus zustande zu bekommen.
Stattdessen jedoch vereinbarten westliche Mächte das sogenannte „Münchner Abkommen“, nach dem sich das Deutsche Reich einen Großteil der Tschechoslowakei einverleibte, und polnische Truppen besetzten das Olsagebiet der Tschechoslowakei.

Wladimir Putin erklärte zu diesem Gewaltvertrag gegen den Frieden: „Gerade das Münchner Abkommen diente als Auslöser, durch den ein großer Krieg in Europa unvermeidlich wurde“.

Wenn nun die Sowjetunion in der Frage der Kriegsschuld auf eine Stufe mit Hitlerdeutschland gestellt wird, so ist das auch Element einer gefährlichen Desinformation, die den Charakter von Vorkriegspropaganda trägt.

Die einzig vertretbare Antwort auf die Lage ist die Friedenspolitik, die auf eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur hinwirkt und in der die Sicherheitsinteressen aller Staaten des Kontinents Beachtung finden.
https://www.rubikon.news/artikel/die-kriegsschuldluge

100 Jahre nach Versailles – Was wir hätten lernen können
24.06.2019

100 Jahre nach Versailles ist die Bilanz ernüchternd. Die Verantwortlichen, allen voran die Politiker des Westens, waren und sind auf permanenten Krieg eingestellt, in dem Friedensschlüsse nur Etappen auf dem Weg sind, Kriegsziele zu erreichen. Wirklichen Frieden gibt es nicht ohne Gerechtigkeit. Davon waren und sind wir noch immer weit entfernt.

… und der Versailler Vertrag
Am 28. Juni jährt sich zum hundertsten Mal die deutsche Unterzeichnung des Vertrages von Versailles. Über diesen Vertrag gibt es eine Unmenge an Literatur. Hier sei nur kurz Wikipedia zitiert: „Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen [über den Vertrag] nicht teilnehmen, sondern konnte erst am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen des Vertragsinhalts erwirken.
Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen an die Siegermächte.
Nach ultimativer Aufforderung unterzeichnete Deutschland am 28. Juni 1919 den Vertrag unter Protest im Spiegelsaal von Versailles. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft.
Wegen seiner hart erscheinenden Bedingungen und der Art seines Zustandekommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden.“
Heute gehen viele Sachverständige davon aus, dass der Versailler Vertrag eine enorme Schwächung für die demokratischen Kräfte der noch jungen deutschen Weimarer Republik bedeutete und die Feindschaften zwischen den im Ersten Weltkrieg gegeneinander stehenden Staaten nicht beendete – im Gegenteil.
Und auch, dass Hitlers Propaganda und die erneute Kriegsvorbereitung gerade wegen des Versailler Vertrages von zu vielen Deutschen unwidersprochen blieben.

Propaganda und Interessen
Die Propaganda der Siegermächte des Ersten Weltkrieges sah nach 1918 allerdings ganz anders aus. Schon während des Krieges hieß es, zuerst aus Großbritannien, dann auch aus den USA, der Krieg der Alliierten gegen Deutschland sei „the war to end wars“ bzw. „the war to end all wars“, schließlich der Krieg, „to make the world save for democracy“. Wäre der „deutsche Militarismus“ ein für allemal besiegt, dann stünde Frieden und Demokratie in der Welt nichts mehr im Wege.

Heute wissen wir, dass es auch die Interessen US-amerikanischer Großbanken an der Rückzahlung ihrer enormen Kriegskredite gab, die sie Frankreich, Großbritannien und Russland gewährt hatten – was bei einer Niederlage dieser Mächte sehr unwahrscheinlich geworden wäre...

Aber wessen „Interessen“ waren dies, wenn der Preis dafür – zuerst im ersten und dann im zweiten Weltkrieg – ein millionenfacher Blutzoll und zerstörte Länder waren. Die Interessen der Völker waren es nicht.
Und so war auch der Versailler Vertrag kein Friedensvertrag, sondern eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
Eine Lehre nach Versailles und dessen Folgen hätte nach 1945 sein können: Kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Das hat die Welt bis heute nicht geschafft – Teile der Charta der Vereinten Nationen waren ein redlicher und ernsthafter Versuch; aber auch hier bedeutete das Konstrukt des Weltsicherheitsrates und der Siegermächte als Vetomächte einen fundamentalen Bruch der Rechtsgleichheit...
Aber bis heute werden die Völker belogen, wenn es um Krieg und Frieden geht. Der Vertrag von Versailles und dessen Folgen hätte die Menschheit lehren können, dass es so nicht geht.

75 Jahre D-Day und 100 Jahre Versailles – Wenn Niederlagen in neue Kriege führen
05.06.2019
Fünfundsiebzig Jahre ist es her, dass im Westen des europäischen Kriegsschauplatzes die aus sowjetischer Sicht längst überfällige „zweite Front“ durch die Landung in der Normandie eröffnet werden konnte...
Die Dramatik der Feierlichkeiten in der Normandie am morgigen Tag besteht allerdings darin, dass die zivilisatorische Konsequenz der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges mit dem völkerrechtswidrigen Krieg der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien ab März 1999 über Bord geschmissen worden ist. Mit diesem Krieg kehrte die Nato zu dem Völkerrechtszustand in Europa zurück, wie er sich mit dem deutschen Angriff gegen Polen am 1. September 1939 manifestierte.
Gerade wegen des Zweiten Weltkrieges sollte Krieg geächtet werden. Dafür gab es die Charta der Vereinten Nationen. Der Griff zu den Waffen wurde streng begrenzt und letztlich an die Zustimmung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gekoppelt. Nach dem Ende des ersten Kalten Krieges wurde dieses feierliche Versprechen im November 1990 in der Charta von Paris erneut bekräftigt....
Bereits beim Wiener Kongress 1815 dämmerte dem österreichischen Kanzler Metternich und dem russischen Zaren Alexander die Erkenntnis, unter allen Umständen Verheerungen in Europa zu verhindern, wie sie durch die napoleonischen Kriege hervorgerufen worden waren.
Deshalb die gemeinsame Vorstellung einer „Heiligen Allianz“, um die Interessen der europäischen Mächte so abzugleichen, dass die Zerstörung Europas verhindert werden könne...
Wiener Kongress nicht vergebens, weil das besiegte Frankreich gleichberechtigt an den Konferenztisch geladen wurde, um eine Friedenslösung herbeiführen zu können. Das entsprach europäischer Tradition seit dem Frieden 1648 von Münster und Osnabrück, um 1919 vollends im alliierten Interesse über Bord geschmissen zu werden. Nach Christopher Clark sind die europäischen Mächte in den Ersten Weltkrieg getaumelt. 
04.06.2019
Karl Qualls, US-Professor für Geschichte, hat sein Erstaunen über den ganzen Rummel rund um die so genannte "D-Day"-Feier in den USA geäußert, die der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg 1944 in der Normandie gewidmet ist. Qualls erinnerte dabei an den Schlüsselbeitrag der Roten Armee zur Bekämpfung des Nazismus...
„Ja, groß, wichtig, verheerend, aber die Rote Armee kämpfte und starb drei Jahre vor dem D-Day und hat die Nazis weit über ein Jahr zurückgetrieben, nachdem jemand auf Omaha Beach landete“...
Die Alliierten landeten am 6. Juni 1944 in der Normandie und eröffneten eine zweite, westliche Front gegen Nazi-Deutschland. Das war die größte Landungsoperation in der Geschichte der Menschheit.
Die größten Verluste musste die deutsche Armee in der Ostfront erleiden. Die Rote Armee vernichtete 607 Divisionen des Gegners. Deutschland und seine Verbündeten verloren an der Ostfront mehr als 8,5 Millionen Menschen und 75 Prozent der Waffen und Militärtechnik.
 Die Sowjetunion verlor im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen...
Kein Grund also, Österreich-Ungarn und Deutschland in Versailles 1919 die Alleinschuld für diesen Krieg aufzuerlegen. Deutschland sollte vernichtet und gegebenenfalls völlig aus der Bahn geworfen werden. Da war man erfolgreich, wie die anti-bolschewistische Installierung von Herrn Hitler deutlich gemacht hat.
Ohne Versailles kein Hitler und ohne Hitler kein Zweiter Weltkrieg: das ist die Konsequenz aus dem gezielten Vorgehen gegen Deutschland, um dessen Willfährigkeit für alliierte Interessen auf Dauer sicherzustellen.
Es waren Österreich-Ungarn und Deutschland, die 1918 auf die „vierzehn-Punkte“ des amerikanischen Präsidenten für einen fairen Frieden vertraut haben, um sich dann in Versailles ohne jede Mitsprache wiederzufinden.

Ist eine neue Potsdamer Konferenz möglich?
18.07.2019

. . . 74 Jahre nach der Potsdamer Konferenz der Staatschefs von den drei Großmächten der Anti-Hitler-Koalition, die am 17. Juli 1945 startete und die Weltordnung der Nachkriegszeit festlegte. Laut Alexej Muchin ist es übereilt, eine ähnliche Konferenz zu veranstalten, die Europa und die Welt von Kriegen und Erschütterungen erlösen soll, „da die jetzigen Verhältnisse für Russland noch ungünstig sind...

Gerade deshalb tritt jetzt die russische Staatsführung für die Aufrechterhaltung der UN-Institutionen ein, so der Politologe, „die zu den zentralen Errungenschaften der Potsdamer Konferenz zählen, im Gegensatz zu dem Faustrecht, das der Westen durchzusetzen sucht. Letzteres ist ein illegales politisches Werkzeug.
Dagegen schafft die Uno die gleichen Bedingungen für unterschiedlichste Länder und verhindert ein Missverhältnis zugunsten der Länder mit stark ausgeprägter militärischer Macht“....

Inzwischen besitzen die USA das Monopol im Finanzbereich, so der Experte. „Aber mit der Entstehung einer Alternative zu ihnen auf diesem Gebiet werden auch die Voraussetzungen für die Gestaltung einer multipolaren Welt geschaffen sein, sodass eine neue Potsdamer Konferenz infrage kommen kann. Allerdings wird die Zusammensetzung ihrer Teilnehmer anders aussehen. Es werden dort neue Akteure erscheinen, die 1945 noch nicht da waren.
Denn die Welt ist bereits eine andere geworden. In dieser neuen Welt braucht man neue Akteure, die bei dieser Konferenz auch mitzureden haben. Dazu bedarf es natürlich keines Krieges, obwohl die Wahrscheinlichkeit regionaler Kriege in der Zwischenzeit fortbesteht.“
Andrej Sidorow, Politologe von der Moskauer Lomonossow-Universität, verwies darauf, dass „wir jetzt die Welt der Nationalstaaten sehr schnell hinter uns lassen, an die wir uns während der fünf Jahrhunderte seit dem Westfälischen Frieden gewöhnt haben.
Das kommende Weltsystem wird sich aus regionalen Blöcken zusammensetzen. Gemeint sind Großmächte mit dem jeweiligen Umfeld, in Europa sind es Deutschland und Frankreich (das Heilige Römische Reich der deutschen Nation). Wir sind bemüht, unsere eigene Zone abzustecken, so auch China. Die USA werden ihre Dominanz in der westlichen Halbkugel wiederherstellen wollen“.

Dabei werden gerade die Regionalmächte den Aufbau der neuen Weltordnung prägen, meint der Experte weiter. „Als Auslöser dieses Aufbaus kann eine globale Wirtschaftskrise fungieren, die zurzeit für die Jahre 2021–24 vorausgesagt wird.
Zu Jalta und Potsdam ist es ja lange nach der Konferenz von Bretton-Woods gekommen. Zunächst wurde die wirtschaftliche Grundlage für diese Nachkriegszeitordnung geschaffen. Darauf wurden dann die politischen Institute aufgelagert. Es ist durchaus möglich, dass wir dies wiederholen.“

Wladimir Jewsejew wies darauf hin, dass Russland in Syrien ein neues Modell für die Beilegung bewaffneter Konflikte vorgeschlagen hat. „Es hat demonstriert, wie man in einer Koalition mit sehr schwierigen Partnern zusammenarbeiten und gewisse Erfolge erzielen kann.
Im Hinblick darauf wird die Türkei von dem verstärkten Sanktionsdruck, dem sie gegenwärtig von der EU wie von den USA ausgesetzt ist, gezwungen, ihre Zusammenarbeit mit Russland zu vertiefen. Das fördert wiederum die Entstehung eines neuen Kräfteverhältnisses im Nahen und Mittleren Osten.“
Dieser Mechanismus lässt sich an verschiedenen Orten einsetzen, ist sich der Experte sicher, etwa in Afghanistan unter Berücksichtigung seiner Besonderheiten. „Russland handelt im Bündnis mit verschiedenen Kräften, während der Westen sich dazu unfähig gezeigt hat, weil er immer und überall dominieren will. Russland bietet an, was der Westen im Rahmen seiner herkömmlichen Klischees nicht kann, wenngleich Russland heute das einstige Potenzial der Sowjetunion fehlt.“
Des Weiteren hob Andrej Sidorow hervor, dass die neue Weltordnung nach Potsdam, kaum gestaltet, gleich auseinanderzubrechen begann. „Es kam zum Kalten Krieg, die ehemaligen Alliierten bekämpften einander.
US-Präsident Truman passte damals die Weltordnung für sich an, indem er Amerikas Vorsprung bei der Entwicklung von Kernwaffen ausnutzte. Trotzdem gelang es der Sowjetunion, in einem harten Kampf ihre eigenen Interessen zu schützen, und ihre Diplomatie gab den militärischen Sieg im Zweiten Weltkrieg nicht preis.“
Inzwischen beginne sich in der Welt wieder eine neue Ordnung herauszubilden, führt der Experte aus. „Diejenige, die nach der Potsdamer Konferenz entstanden war, ist in den frühen 90er Jahren zusammengebrochen, wobei sich eine unipolare Welt entwickelte, die sogenannte Pax Americana, in der die USA die dominierende Macht darstellen, die ihre eigenen Regeln zu diktieren sucht.“
Mit dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991 ist laut Alexej Martynow auch die Schlussakte von Helsinki über die Unverletzlichkeit der Grenzen in Europa gescheitert. „Sie legte nämlich die Grenzen der UdSSR fest. Hatten davor die sozialistischen Länder die Pufferzone zwischen dem Westen und der Sowjetunion dargestellt, waren es nunmehr die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken, also der postsowjetische Raum. Auf diese Weise haben die Vereinigten Staaten diese Pufferzone weiter bis hin zu Moskau verschoben. In diesem Raum werden nun auch Nato-Militärstützpunkte eingerichtet.“
https://de.sputniknews.com/politik/20190718325460336-neue-potsdamer-konferenz-moeglich/