Mittwoch, 2. September 2020

Putin: Wenn andere mit Hyperschallwaffen nachziehen, hat Russland bereits Abwehrmittel dagegen

18. JUNI 2020 ⋅ 

von https://deutsch.rt.comDas Abfangen von Hyperschallwaffen, über die allein Russland derzeit verfügt, ist aktuell unmöglich. In Russland arbeitet man daran, auch das zu ändern. Falls andere Staaten mit solchen Waffen nachziehen, soll Russland auch dagegen Abwehrmittel haben, erklärte Präsident Putin.
Hyperschallwaffen sind Lenkflugkörper gegen See- oder Landziele (die gegen Landziele meist mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet). Sie zeichnen sich nicht nur durch ihre Geschwindigkeit – mehr als fünfmal schneller als der Schall – auf dem für die Zielvorgaben jeweils relevanten Teil ihrer Flugstrecke aus. Denn solche Geschwindigkeiten werden üblicherweise auch von den Wiedereintrittsflugkörpern ganz „normaler“ ballistischer Interkontinentalraketen erreicht. Dazu kommt vielmehr bei ihnen als Neuerung, dass sie unter Beibehalten solcher Geschwindigkeit ständig unvorhersehbare Ausweichmanöver – etwa gegen Flugabwehrraketen des Gegners – ausführen können.Mehr lesen:Donald Trump präsentiert „Space Force“-Flagge und stellt „Super-Duper-Rakete“ in Aussicht
Erst in dieser Kombination enormer Geschwindigkeit und scharfer Ausweichmanöver werden Hyperschallwaffen unüberwindbar – denn noch ist kein Land der Welt im Besitz der Technik zum Abfangen von Hyperschallwaffen. Damit garantieren sie Russland vor allem, dass im Ernstfall ein nuklearer Gegenschlag Russlands nicht von einem nahe an seinen Grenzen errichteten US-Raketenschild abgefangen werden kann und erweitern so die Geltungsdauer des sogenannten MAD-Konzepts bis ins ABM-Zeitalter hinein. Diese Kombination macht sie auch so einzigartig: Der schiere Aufwand an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum Thema: „Wie baut man einen nuklearwaffenfähigen Lenkflugkörper, der erstens mit über 5 Mach unterwegs ist und zweitens dabei ständig scharfe Ausweichmanöver fliegen kann und drittens trotz der enormen Trägheitskräfte nicht auseinanderbricht?“ wurde bisher eben nur in Russland erfolgreich abgeschlossen.
„Darin besteht das Einzigartige unserer heutige Lage“, erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin in einem Interview für Andrej Kondraschow, den Ersten Stellvertretenden Generaldirektor des Medienhauses VGTRK, in der Sendung Westi Nedeli (dt.: Wochennachrichten). In der Tat wurden in den USA die Arbeiten an Hyperschallwaffen nach jahrzehntelanger Pause erst unlängst wieder aufgenommen. Das aber gibt Russland einen Vorsprung gleich doppelter Art – bei den Waffen selbst wie auch bei den technischen Mitteln zu ihrer Abwehr. Wladimir Putin gab zu verstehen:
Sie [die Hyperschallwaffen im Arsenal anderer Staaten] werden kommen. Doch mich dünkt, wir werden unsere Partner ‚angenehm‘ damit überraschen – wenn sie solche Waffen bekommen –, dass wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Abwehrmittel gegen diese Waffen haben werden.
Harter Abfangkurs – welche russischen Waffen können Hyperschall-Ziele treffen?
Die russische Verteidigungsindustrie verfügt über die notwendigen Ressourcen, um einen Komplex zum Abfangen von Hyperschallflugkörpern zu schaffen. Die von RT befragten Militärexperten vertreten die Ansicht, dass bereits jetzt eine ganze Reihe von Systemen im Arsenal der Streitkräfte Russlands existiert, die in einen Komplex zur Abwehr von Hyperschallwaffen eingebunden werden können. Juri Knutow, ein Militärexperte und Direktor des Luftverteidigungsmuseums in Balaschicha bei Moskau, listete im Gespräch mit RT einige davon auf:
Man kann mit großer Zuversicht davon reden, dass die Flugabwehrsysteme S-500 ‚Prometei‘, S-400 ‚Triumf‘ in einer modifizierten Version und das selbstfahrende Lasersystem ‚Pereswet‘ in einer aufgerüsteten Version mit dem Abfangen von Hyperschallzielen zurechtkommen werden.
Mehr zum Thema  Russisches Verteidigungsministerium: Erste mobile Luftabwehr-Lasersysteme in FelderprobungMehr lesen:Russisches Radar 59N6-TE zur Ortung von Hyperschall-Zielen steht zum Export
Dmitri Kornew, der Gründer des Portals „Military Russia“, vertritt einen ähnlichen Standpunkt. Während des Gesprächs mit RT betonte der Experte, dass im Zuge der Modernisierung viele russische Flugabwehrsysteme die Fähigkeit zum Abfangen von Hyperschallflugkörpern erlangen können. Dasselbe gilt für das Lasersystem „Pereswet“ und andere neuesten Strahlenwaffen, die zum Bekämpfen ihrer Ziele ebenfalls Laser- oder aber Mikrowellenstrahlung einsetzen werden.
Im Fall von S-500 wurde schon bei der Entwicklung die Funktion der Bekämpfung von Hyperschallzielen berücksichtigt, insbesondere von Wiedereintrittsvehikeln ballistischer Raketen (auch sie entwickeln mehr als fünffache Schallgeschwindigkeit – Anm. d. Red.). Mit bestimmten Modifikationen wird es möglich sein, auch mittels anderer Flugabwehrsysteme wie S-400 und Buk-M3 [manövrierfähige] Hyperschallflugkörper abzuschießen. In Zukunft werden Laser- und Mikrowellenwaffen die gleichen Eigenschaften haben.
Generalüberholung des Arsenals mit Hyperschallgeschwindigkeit
Russland war das erste Land der Welt, das Hyperschallwaffen in Dienst stellte. Es handelt sich um die flugzeuggestützte ballistische Rakete Ch-47M2 Kinschal, die von einer speziell dafür vorgesehenen Modifikation des MiG-31-Abfangjägers gestartet wird, und den Hyperschallgleitkörper „Awangard“, der für die Installation auf Interkontinentalraketen – aktuell zur Modernisierung der RS-28 „Sarmat“ – vorgesehen ist.
In der Entwicklung befindet sich die russische Langstreckendrohne Antschar-RW. Der schiffsgestützte Seeziel-Hyperschall-Lenkflugkörper 3M22 „Zirkon“ wird aktuell von der russischen Marine erprobt – diese Waffe erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu Mach 9. Zu Antschar-RW kennt man bisher nur die Summe des Entwicklungsauftrags (knapp 16,5 Millionen Euro) und den Entwickler, das Moskauer Institut für Wärmetechnik. Dieses wurde bisher vor allem durch die Entwicklung ballistischer Raketen bekannt – dies ist die einzige Grundlage, auf der Militärexperten bislang Spekulationen zur Natur dieser Drohne anstellen können.https://www.youtube.com/embed/oIFxJlhoQz0?version=3&rel=1&fs=1&autohide=2&showsearch=0&showinfo=1&iv_load_policy=1&wmode=transparent
Abgesehen von Russland arbeiten heute China, Großbritannien, Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika derzeit aktiv an der Entwicklung von Hyperschallwaffen.
Bemerkenswerterweise lagen Anfang der 2000er Jahren gerade die Vereinigten Staaten bei der militärischen Nutzung von Hyperschallflugkörpern in Führung. Allerdings waren nicht alle im Entwicklungs- und Testprozess befindlichen Projekte des Pentagon vom Erfolg gekrönt – und so verfügen die US-Streitkräfte bis heute über kein einziges ausgereiftes militärisches Hyperschallprodukt, obwohl in den USA weiterhin intensive Forschung und Experimente in diesem Bereich durchgeführt werden.Mehr lesen:Russische Überhorizont-Radare können Stealth-Flugzeuge erkennen – Flugabwehr wird weiter ausgebaut
US-Präsident Donald Trump erklärte kürzlich in seiner Rede an der Militärakademie in West Point am 13. Juni, dass die US-Industrie angeblich eine Hochpräzisionsrakete entwickelt habe, die 17-mal schneller fliegen könne als moderne Pendants, die anderen Staaten zur Verfügung stehen. Seinen Angaben zufolge betrage die Reichweite dieses Flugkörpers 1.000 Meilen (1.600 km).
Zuvor gab der Chef im Weißen Haus dieser Waffe zwar bereits die Bezeichnung „Super-Duper-Rakete“, aber bisher machte keiner der US-Regierungsbeamten genauere Angaben, von welcher Art Waffe die Rede ist und in welchem Stadium sich die Arbeiten daran befinden. Bekannt ist nur, dass das Pentagon mehrere Projekte von Hyperschallwaffen für die Luftwaffe, die Marine und die Bodentruppen finanziert. So befinden sich beispielsweise die ballistische Rakete AGM-183A ARRW für strategische Bomber des Typs B-1 Lancer sowie der Hyperschallgleitkörper C-HGB für die Marine und Bodentruppen in Entwicklung.
Daneben begann man in den Vereinigten Staaten Anfang 2019 jedoch auch über die Notwendigkeit eines Systems zum Abfangen von Hyperschallzielen zu sprechen. Diesem Zweck können nach Angaben des US-Militärs „Hochgeschwindigkeits-Abfangvehikel“ und Strahlenwaffen genügen – also Lasersysteme und Mikrowellenkanonen.
Außerdem planen die USA nach Angaben der United States Space Development Agency, Hunderte von Satelliten mit optischer Verbindung untereinander ins All zu schicken – mit dem Zweck, „Hyperschallgleitkörper und aller Raketen der nächsten Generationen“ aufzuspüren.
Spürbarer Vorsprung
Die von RT befragten Experten gehen davon aus, dass die USA Mitte der 2020er Jahre in der Lage sein werden, einige Exemplare militärischer Hyperschallwaffen zu erhalten. Doch die Umsetzung der meisten Projekte in diesem Bereich, einschließlich der Arbeit an Abfangwaffen, wird dort näher an 2030 beginnen, prognostiziert Juri Knutow:
Natürlich sollte das wissenschaftliche und technologische Potenzial der US-Industrie nicht unterschätzt werden, aber die von den USA angekündigten Projekte im Bereich des Hyperschalls werden sich bis ins nächste Jahrzehnt hinziehen. Im Prinzip erlaubt eine solche Zeitspanne unserem Land, das bestehende Hyperschall-Arsenal zu verbessern, neue Erzeugnisse zu erschaffen und Probleme mit dem Abfangen von Hyperschallzielen zu lösen.
Schutz gegen den „enthauptenden Erstschlag“
Bei zuverlässiger und schneller Ortung feindlicher Hyperschallflugkörper auf große Entfernung in Kombination mit sehr kurzen Reaktionszeiten könne man diese auch schon mit vorhandenen Mitteln abfangen, so meinen die von RT befragten Experten.Mehr lesen:Russische Armee testet „brandneue“ Luftabwehrrakete
Grundsätzlich benötigt ein wirksames Flugabwehrmittel zum Abfangen von Hyperschallgeräten ein leistungsfähiges Radar, ein System der digitalen Signalverarbeitung, Hochleistungs-Rechenausrüstung inklusive eines hochwertigen Systems zum Herausfiltern von falschen Signalen und Täuschungszielen – und schließlich hyperschnelle Abfangraketen. Dmitri Kornew führt aus:
Ein Hyperschall-Flugobjekt abzufangen ist eine sehr schwierige Aufgabe – besonders dann, wenn es manövrierfähig ist. Bei den heutigen Flugabwehrsystemen ist diese Option nur dann verfügbar, wenn sie ihre Flugabwehrraketen dem Ziel entgegenschießen können. Aber dann braucht es immer noch schnelle Elektronik, die in der Lage ist, die Zielflugbahn zu berechnen.
Nach Auffassung des RT-Gesprächspartners wird das Abfangen von Hyperschallgeräten noch sehr lange nach der traditionellen Methode erfolgen, bei der Sprengköpfe der Flugabwehr-Lenkwaffen in der Nähe des Ziels explodieren: Das Ziel rast somit in eine dichte Splitterwolke und wird dabei zerstört.
Ich betrachte die Fähigkeiten von Strahlenwaffen mit einer gewissen Skepsis. Ja, Lasersysteme und Mikrowellenkanonen garantieren sofortige Treffer, aber ihre Leistung blieb bis heute gering. Da gilt es noch, viele Fortschritte bei kompakten Energiequellen wie kleinen Kernreaktoren zu erzielen. Ich denke, die entsprechenden Arbeiten werden in Russland aktiv vorangetrieben.
Juri Knutow stellt seinerseits fest, dass die russischen Streitkräfte bereits über die Mittel verfügen, einzelne Hyperschallziele zu orten und abzufangen. Seiner Ansicht nach kann das mobile Radar 59N6-E Protivnik-GE die Ortung solcher Flugkörper bewältigen, während Raketenabwehr-Lenkflugkörper, die zum Arsenal des Moskauer ABM-Systems A-135 gehören und daher von Haus aus schon gegen (ballistische) Hyperschall-Ziele ausgelegt sind, das Abfangen übernehmen können.https://www.youtube.com/embed/UQPU1vWVtwU?version=3&rel=1&fs=1&autohide=2&showsearch=0&showinfo=1&iv_load_policy=1&wmode=transparent
Knutow fasst zusammen:
Eine riesige Menge der Informationen über vielversprechende Entwicklungen auf dem Gebiet des Hyperschalls wird schlicht nicht öffentlich gemacht. Die uns vorliegenden Daten lassen jedoch den Schluss zu, dass das russische Verteidigungsministerium und Russlands Industrie eine klare Vorstellung davon haben, wie die Ressourcen für die Schaffung von Verteidigungs- und Angriffswaffen, die ausländischen Modellen mindestens um 5 bis 10 Jahre voraus sind, mit Sachkenntnis konzentriert werden können.
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Neue Doktrin der US-Navy: Strategische Seeblockade gegen Russland als Abschreckung?

Neue Doktrin der US-Navy: Strategische Seeblockade gegen Russland als Abschreckung?Quelle: Reuters © U.S. NavyDer Flugzeugträger der U.S. Navy USS John C. Stennis
m April dieses Jahres hat die US-Navy zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine Seeblockade als strategisches Prinzip in ihr Doktrinen-Handbuch aufgenommen. Ein ehemaliger Marineoffizier sieht hier die Achillesferse Russlands in einem Konfliktfall.
Seitdem die Menschheit Kriege untereinander führt, wird auch darüber nachgedacht, wie solche gewonnen werden können. Der chinesische Militärstratege Sunzi (Sun Tsu: Meister Sun) schrieb bereits vor über 2.500 Jahren sein epochales Buch „Die Kunst des Krieges“, dessen Kernaussagen noch heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Eine gute Strategie kann selbst einen technologischen Nachteil des Gegners ausgleichen, wie insbesondere die USA in ihren vielen Kriegen der letzten Jahrzehnte oft verwundert feststellen mussten.
Was sich ebenfalls nicht verändert hat, ist der (logische) Drang der Gegenseite nach Ausgleich in der Waffenentwicklung. Die Erfindung der Atombombe ist ein Musterbeispiel dafür. Aber auch in vielen anderen Bereichen sorgt die Entwicklung oder Verbesserung einer Waffengattung dafür, dass auf der anderen Seite entsprechende Reaktionen ausgelöst werden, um die gewachsene Gefahr möglichst zu neutralisieren. Aber auch die Kosten spielen dabei natürlich eine immense Rolle. 
Für Bradford Dismukes, ehemaliger Kapitän der US-Navy und Autor einiger Bücher wie „Soviet Naval Diplomacy“,  ist das der Ansatz für die heutige Empfehlung einer „Abschreckung“ gegen Russland. Als Anlass dafür galt ihm die Aufnahme der Seeblockade als strategisches Mittel in das Handbuch der Seekriegsführung der US-Navy durch den Vier-Sterne-Admiral Michael M. Gilday; und zwar zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
In seiner Strategievorstellung geht es ihm nicht um ein ruinöses Wettrüsten, sondern um die Frage, wie die Kosten für Moskau weiter erhöht werden können, sollte es zu einem russischen Angriff auf ein NATO-Land kommen. Dass die Rolle des Aggressors natürlich Moskau zugewiesen wird, sei hier nur am Rande erwähnt.
Nach China verfüge Russland über die weltweit zweitgrößte Handelsflotte, die unter eigener Flagge fährt, schreibt Dismukes. Die Schiffe seien zwar größtenteils ältere Modelle, würden aber dennoch einen wesentlichen Beitrag zur Exportkapazität Russlands und damit für die heimische Wirtschaft leisten. Gleichzeitig sei aber seit der Auflösung der Sowjetunion die Marine deutlich geschrumpft. In einem Ernstfall könne die riesige Handelsflotte nicht durch eine entsprechend hohe Zahl von Kriegsschiffen zu ihrem Schutz eskortiert werden, schreibt der ehemalige Kapitän der US-Navy. Und hierin erkennt er die Achillesferse Russlands.
Während die russische Marine nur über einen Flugzeugträger, drei Kreuzer, elf Fregatten und 36 Angriffs-U-Boote verfügt, die für eine Eskorte in Frage kämen, können die USA im Verbund mit der NATO auf über eintausend verschiedene Schiffe und U-Boote verschiedener Typen zurückgreifen, die Langstreckenoperationen durchführen könnten. Die russische Handelsflotte wäre demnach nicht zu verteidigen, wenn sie weiter in der gegenwärtigen Größenordnung die Weltmeere befährt. Diese Schiffe würden zur leichten Beute werden, mit empfindlichen Folgen für die russische Wirtschaft.
Genau das ist der Hintergedanke dieser Strategie, die alles andere als neu ist. Selbst die NATO verfügte schon während des Kalten Krieges über solche Pläne unter dem Namen „Marcon One“ im Rahmen der geheimen militärischen Organisation Live Oak, auf die sich Dismukes daher als Präzedenzfall beruft. Allerdings möchte er den Eindruck vermeiden, dass die Handelsschiffe mit Absicht oder durch „Unfall“ versenkt werden, weil das zu „moralischen, psychologischen und politischen Schäden“ führen würde. Zu diesem Zweck schlägt er vor, dass moderne Waffen angewendet werden könnten, mit denen lediglich die Schiffsschrauben und Ruderanlagen zerstört werden.
Die Überfälle auf die russische Handelsflotte sind für ihn aber lediglich Teilaspekte der eigentlichen Aufgabe in einem Ernstfall, welche die US-Navy in ihr bereits erwähntes Kriegshandbuch aufgenommen hat: Die Seeblockade. 
Da Russland einen geografisch „unveränderlichen Nachteil“ in Bezug auf Meereszugang hat, müsse man diesen entsprechend ausnutzen. Obwohl es das flächenmäßig größte Land der Welt ist, gebe es nur eine Handvoll Häfen, die der Handels- und Kriegsflotte dienen können: Kaliningrad und St. Petersburg in der Ostsee, Murmansk in der Arktis, die Krim und Noworossijsk im Schwarzen Meer sowie Wladiwostok im Pazifik. Hinzu kommen natürliche Nadelöhre wie zwischen Nord- und Ostsee, am Bosporus, die Tschuktschensee und das Japanische Meer, welche die Durchführung einer Seeblockade einfacher gestalten würden.
Deshalb ist Dismukes der Auffassung, dass nicht nur die US-Navy die Seeblockade in ihr strategisches Handbuch aufnehmen sollte, sondern ebenso die NATO als Bündnis. Gleichzeitig würde das weder das „russische Territorium noch das Regime direkt bedrohen“, schreibt er weiter. Im Falle eines Überfalls auf das Baltikum, würde „Russland vor der Wahl stehen, entweder an dem lokalen Zugewinn an der Peripherie festzuhalten, (oder aber) vom größten Teil der Weltwirtschaft abgeschnitten zu werden.“ Weshalb aber Russland überhaupt eines der drei kleinen baltischen Ländern überfallen und besetzen sollte, wenn sich dadurch an der strategischen Ausgangslage (weil sich ja – weiterhin von natürlichen Nadelöhren abhängig – dadurch gar) nichts ändert, ließ Bradford Dismukes hingegen unbeantwortet.

Pentagon: Stationierung von US-Truppen nahe russischer Grenze nötig für „kollektive Sicherheit“

10.08.2020 • https://de.rt.com/29b2Pentagon: Stationierung von US-Truppen nahe russischer Grenze nötig für "kollektive Sicherheit"Quelle: Reuters



Folge uns aufDie Kritik an der Reduzierung der US-Truppen in Deutschland sei unbegründet, sagt US-Verteidigungsminister Mark Esper. Er behauptet, ein großer Teil dieser Streitkräfte würde einfach weiter nach Osten verlagert, um Russland wirksamer abzuschrecken.

Der Pentagon-Chef sagte in einem Interview mit Fox News, dass das aus Deutschland abgezogene Militärpersonal an der Grenze zu Russland besser aufgehoben wäre. Esper erklärte, es sei einfach nur logisch, Truppen nach Osten zu bewegen, weil „sich die Grenze verschoben hat, als das Bündnis gewachsen ist“.
US-Truppenabzug aus Deutschland: Zahlen und Fakten
Wir bewegen viele Truppen weiter nach Osten, näher an die russische Grenze, um Russland abzuschrecken. Es ist kollektive Sicherheit, es geht um unsere kollektive Verantwortung, sich gegen die Russen zu behaupten.“
Ebenso wie US-Präsident Donald Trump beschuldigte auch Esper Deutschland, seinen „gerechten Anteil“ für die Verteidigung nicht gezahlt zu haben. Er stellte fest, dass der NATO-Verbündete noch immer der größte Nutznießer der US-Truppen sei.

Das Pentagon plant, ein Drittel seiner in Deutschland stationierten Streitkräfte abzuziehen. Die Truppen werden in anderen NATO-Ländern, einschließlich Polen, eingesetzt. Rumänien und die baltischen Staaten könnten ebenfalls einen Teil der US-Streitkräfte aufnehmen, sagte Esper. Der US-Verteidigungsminister äußerte lautstark seine Überzeugung, dass NATO-Mitglieder mehr Geld ausgeben sollten, um Russland abzuschrecken. Erst kürzlich sorgte Esper international für Verwirrung, nachdem er in einer Rede erklärt hatte, dass die Aufteilung der finanziellen Belastung der Allianz dazu beitragen würde, „den Frieden in Europa zu vermeiden“.